Wir sind Mies

Thomas Geuder
9. March 2016
Blick in die Ausstellung „Mies. TV“ im Stuttgarter Wechselraum des BDA. (Bild: Riin-Kärt Ranne’ / Mies. DE)

«Nach Österreich, Frankreich, Großbritannien, Mexiko und der Slowakei macht Mies den nächsten Schritt zur Weltherrschaft», ist da im allerersten Trailer von Mies. DE zu lesen, gepostet Mitte 2015. Das mag für manchen hochmütig klingen, ist dennoch nicht weit her geholt. Denn Mies. DE ist nur ein weiterer Teil einer ganzen Reihe von mittlerweile immerhin sechs Länderplattformen. Begonnen hat alles vor einigen Jahren in Österreich, genauer gesagt in Wien, wo Studenten (oder wie man heute sagt: Studierende) die Idee hatten, sich mittels des Mediums Film einen weiteren Blick auf die Welt der Architektur zu verschaffen. Es sollte darum gehen, sich mit den Gedanken zu beschäftigen, die bei der Auseinandersetzung mit Architektur und Raumwahrnehmung entstehen.

Das so entstandene «Mies. MAGAZIN» tut genau dies, aus Sicht der erst noch beginnenden Architekten, mit einer feinen, ordentlichen Prise Arglosigkeit und Pioniergeist, die dem Studierender-Sein eben noch innewohnt. Mitgemacht haben bereits einige gute Bekannte: Daniel Libeskind, Patrik Schumacher, Peter Cook, Wolf D. Prix etwa, auch Till Schumacher, Stefan Behnisch oder Laurids Ortner, um nur einige zu nennen. Sie alle lassen sich gerne vor die Linse bitten und erzählen über ihre Sicht auf ihr Fach. Dass die Macher der Filme dabei nicht so kritisch nachfragen, wie ein Medienprofi – geschenkt, denn darum geht es bei Mies. MAGAZIN nicht. Bemerkenswert ist vielmehr, dass sich hier Studierende auf die selbst auferlegte Suche begeben, um mehr über Architektur zu erfahren, als die Universität offensichtlich zu vermitteln mag. Aus erster Hand, direkt nachgefragt beim Fachmann. Angesichts des mittlerweile recht strammen Bachelor-Master-Programms eine beachtenswerte Leistung. Immerhin: Die Macher der Wiener Quelle senden ihre Beiträge sogar schon auf dem österreichischen Privatsender Okto.

Unterteilt ist das Mies. MAGAZIN übrigens in drei Sparten: RE-PORT berichtet über die Entstehung, Entwicklung und Hintergrundgedanken verschiedener Projekte und Themen, in PORT-RE (von: Portrait) werden Architekten in den Büros besucht und über ihren persönlichen Werdegang und ihre Ansichten zur Architektur interviewt, DIE UNI präsentiert das Arbeitsumfeld der Architekturstudenten an den Universitäten und außerhalb. Dieses Schema ist immer gleich und hat sich mittlerweile zum Exportschlager entwickelt: Es gibt Mies. UK, Mies. SK, Mies. MX, Mies. FR – und jetzt eben auch Mies. DE.

Zu sehen ist eine Auswahl der zahlreichen Filme noch bis 18. März in der Galerie Wechselraum des BDA in Stuttgart sowie bei den sogenannten Screenings, die von den Mies-Machern in unregelmäßigen Abständen veranstaltet werden. Oder einfach auf den YouTube-Kanälen der verschiedenen Länderplattformen.

Website: Mies. MAGAZIN, Mies. TV
YouTube: Mies. MAGAZIN, Mies. TV, Mies. DE

Behnisch Architekten / PORT-RE 03 (Mies. DE, 8:54 min.)

Parametrismus, mit Patrik Schumacher (Mies. MAGAZIN, 8:55 min.)

Wolf D. Prix at the Biennale (Mies. TV, 2:05 min.)

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