MARCHIVUM Mannheim eröffnet

Vom Bunker zum Archiv

Carsten Sauerbrei
26. April 2018
Der einstige Mannheimer Ochsenpferchbunker wurde zum Stadtarchiv MARCHIVUM umgebaut. (Bild: Marchivum, Kathrin Schwab)

Der Umgang mit dem baulichen Erbe der NS-Diktatur ist auch heute noch eine große Herausforderung, wie nicht nur die Münchner Debatte um die Sanierung des Hauses der Kunst zeigt. Zu diesem Erbe gehören auch zahlreiche, einst für den Zivilschutz errichtete Hochbunker. Diese wurden an vielen Orten, so in Hannover, Frankfurt/Main und Hamburg, schon erfolgreich umgenutzt. Die Architekten des Büros Schmucker und Partner, Mannheim fügte diesen gelungenen Neugestaltungen nun mit dem Umbau des Mannheimer Ochsenpferchbunkers zum Stadtarchiv MARCHIVUM, Haus der Erinnerung und Stadtgeschichte eine weitere hinzu.

Die Architekten ergänzten den Bestand um zwei gläserne Geschosse mit einer zweischaligen Fassadenkonstruktion.(Bild: Marchivum, Kathrin Schwab)

Die massiven Betongeschosse des Bunkers, die vor allem das Archivgut aufnehmen, aber auch für Ausstellungen zur Stadtgeschichte genutzt werden, ergänzten Schmucker und Partner um zwei neue, gläserne Etagen, die sich damit vom denkmalgeschützten Bestand absetzen. Um alle Anforderungen an die dort befindlichen Arbeitsplätze der Archivmitarbeiter zu erfüllen und gleichzeitig ein homogenes Erscheinungsbild der Fassade zu erreichen, entschieden sich die Architekten für eine aufwendige, zweischalige Konstruktion. Diese besteht aus einer äußeren, hinterlüfteten und teilweise bedruckten Prallscheibe und einer zweiten inneren Konstruktion mit Fenstern, die eine natürliche Lüftung ermöglichen.

In den neuen Geschossen herrscht eine helle, lichte Atmosphäre. (Bild: Marchivum, Kathrin Schwab)

Die historische Betonkonstruktion des Bunkers eignete sich aufgrund ihrer raumklimatisch günstigen, hohen thermischen Masse und ihrer maximale Sicherheit garantierenden Massivität sehr gut für die Neunutzung. Dennoch mussten Schmucker und Partner an verschiedenen Stellen den Bestand erst ertüchtigen und ließen zum Beispiel den vorhandenen Verbundestrich entfernen, um eine ausreichende Tragfähigkeit der Geschossdecken zu gewährleisten. Nach dem Umbau erleben Besucher dank der gelungenen Neugestaltung ein Gebäude, dass einerseits mit authentischer Bunkeratmosphäre und andererseits mit einer transparenten, Ausblicke über die Stadt ermöglichenden Raumwirkung aufwartet.

Die umgebauten Bestandsgeschosse nehmen nach dem Umbau nicht nur das Archivgut auf, sondern werden so wie hier im Erdgeschoss auch Ausstellungen beherbergen. (Bild: Marchivum, Kathrin Schwab)

Related articles

Featured Project

Sieveke Weber Architekten BDA

Scheune für Lucia und Samuel

Other articles in this category