Rote Halle

Vitra-Schaudepot eröffnet

Carsten Sauerbrei
6. June 2016
Außenansicht Schaudepot, gelegen auf dem Vitra Campus gegenüber dem Feuerwehrhaus von Zaha Hadid (Bild: Vitra Design Museum, Julien Lanoo)

Wiederholungstäter auf dem mit architektonischen Attraktionen prominenter Baumeister reich bestückten Vitra Campus war bisher nur Frank Gehry. Wie german-architects bereits 2014 ankündigte, konnten nun die Basler Architekten Herzog & de Meuron ihr nach dem Vitra Haus zweites Gebäude auf dem Gelände errichten. Neben seiner Aufgabe, die bisher nur temporär, in Wechselausstellungen präsentierte Sammlung der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen, entsteht mit ihm auch ein zweiter Eingang, der den Campus über die 2014 eingeweihte Straßenbahnlinie noch besser mit den beiden Städten Basel und Weil am Rhein verbindet.

Auch mit dem neuen Gebäude bleiben sich die Schweizer Architekten treu: Sie abstrahieren und transformieren so wie beim Vitra Haus auch diesmal eine bekannte Architekturtypologie für eine neue Aufgabe. War es dort das klassische Hausideal mit Satteldach, das sie kunstvoll übereinanderschichteten, so ist es diesmal die Lagerhalle, die sie radikal auf ihre traditionelle Grundform als geschlossener Kasten mit flachem Satteldach reduzieren, jedoch mit den rauen Außenwänden aus vor Ort gespaltenem, roten Ziegel veredeln und ihr damit skulpturale Qualität verleihen. Die Funktionen des Gebäudes konzentrieren Herzog & de Meuron ebenfalls auf das Notwendige – eine einzige Tür führt in den ansonsten fensterlosen Raum, der sich im Inneren als eine 9000 qm große, durch ein regelmäßiges Raster von Leuchtstoffröhren belichtete Halle zeigt. Von den insgesamt circa 7000 Möbeln und über 1000 Leuchten der Sammlung werden hier auf dreistöckigen, grauen Metallregalen – eben wie in einem Depot – rund 400 Schlüsselstücke des modernen Möbeldesigns von 1800 bis heute gezeigt.

Darüber hinaus können die Besucher durch Fenster im Untergeschoss Blicke auf das eigentliche Lager werfen, wo sich weitere Sammlungsschwerpunkte, zum Beispiel skandinavisches und italienisches Design, die Leuchtensammlung und der Nachlass von Charles und Ray Eames befinden. Ein Teil der Halle ist außerdem für kleinere Wechselausstellungen reserviert. Die erste, die noch bis November kommenden Jahres gezeigt wird, widmet sich dem «Radical Design» der 1960er Jahre. Mit dem Schaudepot gibt es nun wieder einen Grund mehr, den Design- und Architektur-Campus an der Schweizer Grenze zu besuchen. Wer dies nicht schafft, kann sich als Trost seit Anfang Juni einen Teil der Sammlung, die zukünftig komplett digital zugänglich sein soll, online ansehen.

Außenansicht Schaudepot, Sicht vom zweiten Eingang zum Vitra Campus (Bild: Vitra Design Museum, Julien Lanoo)
Ausstellungsansicht der Haupthalle (Bild: Vitra Design Museum, Mark Niedermann)
Schaudepot Lab und Durchblick auf die Leuchtensammlung (Bild: Vitra Design Museum, Mark Niedermann)

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