«Assemble»-Ausstellung im Vitra-Design-Museum

«The brutalist Playground»

Carsten Sauerbrei
9. January 2017
Ausstellungsansicht »The Brutalist Playground«, S1 Artspace, Sheffield, 2016. (Foto: Alun Bull © RIBA)

Die Arbeiten des britischen Architektenkollektivs Assemble, Turner-Preisträger von 2015, oszillieren zwischen architektonischen Interventionen, künstlerischer Performance und partizipativem Bauen. Mit der gut zu dieser Arbeitsweise passenden Ausstellung «The brutalist Playground», die bis zum 16. April in Weil am Rhein gezeigt wird, lenken sie die Aufmerksamkeit auf einen bisher wenig beachteten Aspekt britischer, brutalistischer Wohnsiedlungen, den Kinderspielplätzen. Diese folgten ebenfalls den abstrakten und rauen Design-Prinzipien dieses Architekturstils und sollten jedoch gerade dadurch den Kindern ein freies, nur von ihrer Phantasie beeinflusstes Spielen ermöglichen.

Ausstellungsansicht »The Brutalist Playground«, S1 Artspace, Sheffield, 2016. (Foto: Alun Bull © RIBA)

Weicher Nachbau rauer Strukturen

Für die Ausstellung, die ursprünglich vom Royal Institute of British Architects (RIBA) in Auftrag gegeben und 2015 bereits in London sowie 2016 in Sheffield gezeigt wurde, verwendeten die Ausstellungsmacher Archivalien, Zeichnungen und Fotografien aus den Sammlungen des RIBA, um eine interaktive Installation zu kreieren, die Kindern und Erwachsenen die Gelegenheit bietet, sich in eine surreale Landschaft des Nachkriegsspiels zu versenken. Die Ausstellungsbesucher sollen die Gestaltung der Spielplätze unabhängig von ihrer oftmals kritisierten Materialität erleben und ihre Qualität damit neu bewerten können. Schaumstoffnachbauten im Maßstab 1:1 von Teilen der heute zerstörten Spielplätze der drei Wohnsiedlungen «Churchill Gardens», London, «Seamount Court», Aberdeen und «Brownfield Estate», London bieten die Gelegenheit dazu.

Beton vs. Phantasie?

Reizvoll an dieser Ausstellung erscheint vor allem der Blick auf ein bisher zu Unrecht wenig beachtetes Element der brutalistischen Architekturagenda, ganz so wie es auch der Fotograf Christopher Herwig mit seinem Buch über «Soviet Bus Stops» getan hat. Man könnte denken, dass die Begeisterung für diese Architekturepoche und ihren Spielplätzen nur wenigen, ohnehin überzeugten Architekturenthusiasten gelingt und die Bewohner der Wohnsiedlungen, diese völlig anders bewerten. Dass dies durchaus anders ist, zeigt das nachfolgende Video-Interview mit Gary Colburn, Zeit seines Lebens Bewohner der Londoner Wohnsiedlung «Churchill Gardens», der über seine Erinnerungen an die Siedlung und ihren Spielplatz berichtet.

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