Neue rot-rot-grüne Baupolitik in Berlin

Sozial, kommunal, ökologisch

Carsten Sauerbrei
12. December 2016
Aussicht über Berlin von der oberen Plattform des Funkturms. (Bild: A.Savin / CC BY-SA 3.0)

Schon in der Präambel des Vertrags, der hier heruntergeladen werden kann, kündigen SPD, Linkspartei und Grüne an, dass «die Sicherung und die zusätzliche Schaffung von bezahlbaren Wohnungen» ein Schwerpunkt ihrer Politik sei und den Neubau «primär unsere landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, aber auch Genossenschaften und innovative Wohnprojekte» leisten sollen. Konkret möchte die neue Berliner Regierung in fünf Jahren 30.000 Wohnungen durch kommunale Bauträger bauen lassen und 25.000 weitere dazukaufen. Damit diese auch kostengünstig entstehen, sollen Flächen aus Landesbesitz durch eine gemeinwohlorientierte Liegenschaftspolitik nicht nur zum Höchstpreis vergeben werden und die Wohnungen «effiziente Grundrisse» besitzen. Selbst energetische Modernisierungen sollen aus diesem Grund in Zukunft «warmmietenneutral» erfolgen. Ob diese ehrgeizigen Ziele bei den gleichzeitig gewünschten niedrigeren Mietobergrenzen im Bestand und verstärkter Bürgerbeteiligung bei Bauvorhaben jedoch realistisch sind, bleibt abzuwarten.

Holzbauten wie beim Projekt «Wohnen am Kleinen Wannsee» sollen zukünftig einfacher genehmigt werden. (Bild: Roswag Architekten )

Holzbaucluster, Nachverdichtung und Begrünung

Nachhaltigkeit und eine hohe Baukultur sind ebenfalls wichtige Bestandteile der zukünftigen Politik des Dreierbündnisses. Dazu sollen «vermehrt offene Wettbewerbe» durchgeführt werden und insbesondere der Schulbau soll mit «neuer Qualität starten». Nachhaltige Architektur möchten die Vertragspartner unter anderem durch den Aufbau eines Holzbauclusters, vereinfachter Genehmigung von Holzbauten, durch eine stärkere Begrünung von Grundstücken und Gebäuden, mehr recyclingfähige Baustoffe, Passivhäuser als Standard und eine geringeren Abstandsfläche von 0,5 mal Gebäudehöhe erreichen. Realisieren sollen diese Vorhaben öffentliche und kommunale Bauträger, so zum Beispiel in einem von insgesamt elf neuen Stadtquartieren, dem Schuhmacherquartier auf dem Geländes des Flughafens Tegel

Berlin unterstützt die Rekonstruktion der Bauakademie als «Ort des Diskurses» am rekonstruierten Schinkelplatz in Berlin-Mitte. (Bild: Jörg Zägel / CC BY-SA 3.0)

Diesen verheißungsvollen Ankündigungen zu glauben fällt schwer, angesichts Berliner Baurealität mit den Skandalbaustellen BER und Staatsoper, den Problemen mit der Unterbringung von Geflüchteten oder dem Streit um die Stadtmitte, Alexanderplatz und den Ex-Flughafen Tempelhof. Und auch der von Rot-Rot-Grün unterstütze Wiederaufbau der Bauakademie sowie die Aufteilung der zuvor zusammengefassten Ressorts Stadtentwicklung/Wohnen und Verkehr/Umwelt auf zwei Senatsverwaltungen passt kaum zum gewünschten Bild einer innovativen und gut organisierten Architektur-Hauptstadt.

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