Geflüchtete und Architekten entwickeln gemeinsam Minihäuser

Selbst ist das Haus

Carsten Sauerbrei
4. April 2016
Prototyp des «House Of Rights», gebaut von Cheng-Yo Hsieh und Kindern aus Flüchtlingsunterkünften (Bild: Tinyhouse-University Kreuzberg)

Wie kann man Gemeinschaft bauen? Wie können jenseits von DIN-Normen Räume entstehen? Nur zwei der Fragen, die Van Bo Le-Mentzel bewogen, im vergangenen Herbst eine «Universität für Kleinhäuser» zu gründen. Diese ist eine Initiative, in der Deutsche und Geflüchtete, Architekten und andere Selbstbau-Interessierte gemeinsam neue Architekturkonzepte für Kleinsträume entwickeln und auch selbst realisieren. Van Bo Le-Mentzel war als Designer der «Hartz IV Möbel» und Vordenker in Sachen «Selber-machen» bekannt geworden (wir berichteten im Januar 2014). 
 
Zuletzt entstand in einem Bau-Workshop, organisiert vom Verein «DeutschPlus» zusammen mit Berliner Flüchtlingskindern, das «House of Rights». Es soll zukünftig nicht nur als Rückzugsraum, zum Beispiel in Notunterkünften, genutzt werden können, sondern auch der Information über das Grundgesetz dienen. Das mobile, 1.60 m breite und 2.00 m lange Kleinsthaus besteht aus zwei einfach zu transportierenden Hälften. Als Aufenthaltsraum ist es für bis zu sechs Personen geeignet, als Schlafraum für zwei. Außen ist der Sockelbereich als Regal- oder Ablagefläche gestaltet. Damit könnte es auch anderen Zwecken dienen, zum Beispiel als mobiler Besprechungsraum in Büros.
 
Flexibilität, geringe Kosten, Nutzerbeteiligung – das sind die Qualitäten, die auch die anderen, professionellen Ansprüchen genügenden Projekte der Initiative auszeichnen. Neben den Studierenden sind es unter anderem Partner aus dem Architekturbereich wie das Berliner Bauhaus-Archiv, die die Tinyhouse-University unterstützen. Und Neues lernen könnten bei der gemeinsamen Arbeit nicht nur die Studierenden, sondern alle Beteiligten, fügt Van Bo Le-Mentzel im Gespräch hinzu. Schließlich hätten es die Geflüchteten aus eigener Kraft und nur mit Hilfe ihrer Talente bis nach Deutschland geschafft und könnten beides nun selbstbewusst in die Initiative einbringen.
 

«House of Rights» – Nutzung im aufgeklappten Zustand (Bild: Tinyhouse-University Kreuzberg)
Entwurfsskizze und Nutzungskonzept des «House of Rights» (Bild: Tinyhouse-University Kreuzberg)

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