Hessisches Landesmuseum in Kassel neu gestaltet

Reformarchitektur überdacht

Carsten Sauerbrei
5. December 2016
Zeitgenössische Ausstellungsarchitektur prägt nach dem Umbau die Räume der Sammlung für «Vor- und Frühgeschichte». (Bild: Arno Hennsmanns)

Von außen wirkt das Museum am Kasseler Brüder-Grimm-Platz kaum verändert und zeigt sich immer noch in den von der hessischen Spätrenaissance inspirierten Formen. Im Inneren jedoch wird schnell sichtbar, warum der Umbau acht Jahre dauerte und 31,3 Millionen € kostete. Zwar war die Bausubstanz nach nahezu 90 Jahren Nutzung noch in erstaunlich gutem Zustand als im Jahr 2006 hg merz architekten den Auftrag für Grundinstandsetzung und Umbau erhielt. Die ursprüngliche Gestaltung war jedoch durch eine Vielzahl von zuvor erfolgten Sanierungen beeinträchtigt.

Wiedergewinnung historischer Raumqualitäten

Daher war es auch eine der Hauptaufgaben der Architekten, die historischen Blickachsen und Qualitäten der Innenräume Theodor Fischers wiederzugewinnen. Dazu ließen sie störende Einbauten, wie im historischen Antikensaal, entfernen. Neben der denkmalgerechten Sanierung sollte das Gebäude den Anforderungen an einen modernen Museumsbetrieb angepasst werden. Daher überdachten die Planer die zwei Innenhöfe des Museums, um zusätzliche Ausstellungsflächen zu gewinnen und einen ungestörten Besucherrundgang zu ermöglichen. Damit ergibt sich nun ein für Besucher reizvolles Wechselspiel zwischen den historischen, indirekt belichteten, gedeckten Ausstellungsräumen und den neuen, hohen und tageslichthellen Hofräumen.

Die neu überdachten Innenhöfe bieten zusätzliche Ausstellungsflächen. (Bild: Arno Hennsmanns)

Zeitgenössische Ausstellungsgestaltung

Auch die Ausstellung gestalteten die Architekten komplett multimedial und in zeitgenössischen Formen neu. Mit den Bodenbelägen stellten sie einen Bezug zur Ausrichtung der jeweiligen Sammlung her. So wählten sie für die Vor- und Frühgeschichte ein sattes Anthrazit und für die höfische Kunst ein feierliches Rotbraun. Die Bereiche der Volkskunde, der Sonderausstellungsbereich und das Schaudepot erhielten einen Gussasphalt, da die Ausstellung dort «an die Gegenwart heranreicht und daher auch der Bodenbelag moderner wirken» und «der Wechselausstellungsbereich den heutigen Zwecken dienen» soll, wie Projektarchitekt Matthias Schirrmacher im Interview erläuterte. Allen, die sich selbst ein Bild von erfolgreicher Sanierung und Umbau machen wollen, sei dieser Fernsehbericht empfohlen – oder auch gleich der Besuch vor Ort.

Im Antikensaal wurde die ursprüngliche Gestaltung des Architekten Theodor Fischer wieder hergestellt. (Bild: Arno Hennsmanns)

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