Platin & Diamant

Carsten Sauerbrei
28. September 2017
Das Erscheinungsbild des «Vector IT-Campus» prägen die mit gebrannten Tontafeln bekleideten, großzügig verglasten Fassadenbänder. (Bild: Roland Halbe)

Man kann über die Aussagekraft von Nachhaltigkeitszertifizierungen geteilter Meinungen sein. Kritisiert wurde in der Vergangenheit oft, dass vor allem die Architekturqualität zu wenig Beachtung fände. Um diesem Einwand zu begegnen, führte die DGNB bereits 2015 gemeinsam mit der Bundesarchitektenkammer ein neues Diamant-Zertifikat als zusätzliche Bewertung der gestalterischen und baukulturellen Qualität von bereits Gold- oder Platin-zertifizierten Gebäuden ein. Vor knapp einem Jahr erhielt dann das mit Gold zertifizierte «50Hertz Netzquartier» als erstes Projekt überhaupt die neue Zusatzzertifizierung. Am 27. September verlieh nun die DGNB mit dem in Stuttgart-Weilimdorf gelegenen, 2016 fertig gestellten «Vector IT-Campus» des Hallwangener Büros SCHMELZLE+PARTNER MBB ARCHITEKTEN BDA erstmals einem Projekt gleichzeitig die höchste DGNB-Zertifizierung Platin und zusätzlich Diamant.

Der Sonnenschutz im Foyer wird durch mit Mikropunkten bedruckte, drehbare Glaslamellen gewährleistet. (Bild: Roland Halbe)

Dass ein IT-Unternehmen sehr hohe Ansprüche an die Arbeitsumgebung seiner Mitarbeiter stellt, verwundert nicht. Schließlich sollen diese global umworbenen Spezialisten sich «wie zu Hause» fühlen, um optimal arbeiten zu können. Die Aufgabe für die Planer von SCHMELZLE+PARTNER MBB bestand daher darin, den Komplex mit Schulungszentrum, Auditorium für 260 Besucher, Kantine für 1.500 Essen täglich und Büros für mehr als 600 Mitarbeiter zu einem Ort werden zu lassen, der «zum Work-Life-Blending befähigt», heißt es in der Projektbeschreibung. Tatsächlich wirkt bereits das lichtdurchflutete Foyer des Gebäudes mit seiner eleganten Möblierung, dem gläsernen, freistehenden Aufzug und der den Raum beherrschenden Wendeltreppe eher wie eine Hotellobby denn wie der Eingang zu einem Bürogebäude.

Abwechselnd offene und geschlossene Arbeitsbereiche strukturieren die bis zu 80 m langen Gebäudeabschnitte. (Bild: Roland Halbe)

Klar, hell, offen, kommunikativ - diesen Leitlinien folge die Innenarchitektur, so die Planer. Das ist nicht nur den hellen und entweder zur grünen Umgebung oder zum begrünten Innenhof orientierten, Zwei bis Vier-Personen-Büros anzusehen, sondern auch den bis zu 80 m langen Fluren, die durch den Wechsel aus teilsatiniertem Glas und Holzelementen, offenen und geschlossenen Arbeitsbereichen strukturiert werden. Dachterrassen bieten zusätzliche Arbeits- und Rückzugsmöglichkeiten und lassen die Einbettung des Gebäudes in den aufwändig gestalteten Außenraum, inklusive Föhrenwald erkennbar werden. Ein anspruchsvolles Energiekonzept mit Nutzung eines der größten Geothermiefelder der Region, sowie von Photovoltaik und Solarthermie ergänzt die ambitionierte Büroarchitektur, sodass man schließlich verstehen kann, warum der IT-Campus sowohl bei den Nachhaltigkeitskriterien als auch in puncto Architekturqualität Höchstwerte erreichte.

Die Mitarbeiter selbst entschieden sich für eine Standard-Bürogröße von zwei bis vier Personen. (Bild: Roland Halbe)

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