Vernetzt in Berlin

«Netzquartier 50Hertz» fertiggestellt

Carsten Sauerbrei
10. October 2016
Das «Netzquartier 50Hertz» befindet sich unweit des «Tour Total» und des Kunst-Campus in der Berliner Europacity. (Bild: H. G. Esch)

Kaum ein Monat vergeht, in dem in Berlins Europacity nicht Wettbewerbsentscheidungen, Grundsteinlegungen, Richtfeste oder Einweihungen zu vermelden wären. Auf der Grundlage des städtebaulichen Rahmenplans des Kölner Büros «ASTOC Architects and Planners» entsteht nördlich des Hauptbahnhofs bis 2025 ein gemischtes Stadtquartier aus Wohngebäuden, Bürohäusern, Hotels und einem Kunst-Campus. 2012 konnte mit dem 17-geschossigen «Tour Total» des Berliner Büros «Barkow Leibinger» bereits das erste von drei geplanten Hochhäusern am südlichen Quartierseingang eingeweiht werden. Nummer zwei ist nunmehr der 13-geschossige, skulptural gestapelte Baukörper des «Netzquartiers 50Hertz».

Netzartige Tragwerksstruktur

Das Grazer Büro «LOVE architecture» setzte sich 2013 in der zweiten Phase des internationalen Architekturwettbewerbs gegen die dänische Konkurrenz von «Henning Larsen Architects» mit ihrem Konzept der Überlagerung von drei verschiedenen Strukturen durch. Vor allem nachts wird deutlich, wie der horizontale Rhythmus der Geschossebenen, die diagonale Struktur des außenliegenden Tragwerks und der vertikal ausgerichtete, organgefarbene Hauskern eine abwechslungsreich verwobene Geometrie erzeugen. Beim Tragwerk ließen sich die Architekten vom Bauherrn, einem Überlandnetzbetreiber, inspirieren und entschieden sich für eine netzartig das Gebäude umhüllende Fachwerksstruktur aus regelmäßig angeordneten Stahlverbundstützen. Einzelne Stützen entfernten sie jedoch, sodass ein geometrisch-komplexes Äußeres als Zusammenspiel von Regel und Ausnahme entstand.

Vor allem nachts wird die Überlagerung von diagonal verlaufendem Tragwerk, horizontalen Geschossen und vertikal ausgerichteten, orangefarbenem Gebäudekern deutlich. (Bild: H. G. Esch)

Transparenz, Offenheit und Flexibilität

Die hinter dem Tragwerk liegende, komplett verglaste Fassade erlaubt einen tiefen Blick ins Gebäudeinnere bis zu den Hauskernen, in denen alle Lifte, Treppenhäuser, Schächte, Haustechnikräume und WCs gebündelt sind. Die sie umgebenden stützenfreien Geschossplatten bieten Raum für unterschiedlichste, flexible Bürokonzepte, die vom Berliner Büro Kinzo stammen. Als Besonderheit befinden sich auf jeder Etage mehrere Loggien in unterschiedlicher Lage und Größe, die Mitarbeitern das Arbeiten im Außenraum ermöglichen.

Mit dem «Netzquartier 50Hertz» entstand ein Gebäude, das mit seinem anspruchsvollem Architekturkonzept und künstlerisch-inspirierten Gestaltungsmaßnahmen wie den orangefarbenen Wänden oder der nächtlichen, an Sinuskurven erinnernden Fassadenbeleuchtung einen neuen, sehr belebenden Akzent in Berlins Architekturlandschaft setzt.

Mehrere Loggien auf jeder Etage bieten Arbeits- oder Erholungsmöglichkeiten. (Bild: H. G. Esch)

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