Bald wieder dicht

Mariendom Neviges wird saniert

Carsten Sauerbrei
16. September 2016
Gottfried Böhms Mariendom beeindruckt bis heute als skulpturale Betonkomposition. (Bild: seier+seier)

«Wie aus einem Guss» erscheint der Nevigeser Mariendom von 1968 auch heute noch, einem Bauwerk bei dem Wände und Dach nur aus einem Material, Beton bestehen. Der Verzicht auf die ursprünglich geplante Bleieindeckung des Daches verstärkte zur Erbauungszeit zwar die skulpturale Wirkung. Jedoch blieb das Dach damit ohne jeglichen Witterungs- und Feuchteschutz, sodass die wegen Temperaturspannungen im vielfach unbestimmten Tragwerk unvermeidlich auftretenden Risse im Laufe der Zeit zu Schäden führten. 1986 wurde erstmals, ohne großen Erfolg versucht, mittels Epoxidharz das Dach gegen eindringendes Wasser abzudichten.

Bewuchs, Risse und eine Epoxidharzbeschichtung beeinträchtigen das heutige Erscheinungsbild. (Bild: Martin Struck, Erzbistum Köln)

Spritzbetonauftrag oder Bleieindeckung?

2010 erhielt das Büro Peter Böhm Architekten vom Erzbistum Köln den Auftrag, Lösungen für eine dauerhafte Dachabdichtung und eine Betonsanierung zu entwickeln. Dabei prüften die Architekten zwei Varianten – die ursprünglich geplante Bleieindeckung und einen carbonfaser-verstärkten Spritzbetonauftrag. Da eine Bleieindeckung die skulpturale Wirkung des denkmalgeschützten Bauwerks erheblich beeinträchtigt hätte, entschieden sich die Planer für den Textilbetonauftrag. Durch die extreme Zugfestigkeit der Bewehrung aus Carbonfasern können die unvermeidlichen Konstruktionsrisse im Beton auf eine Vielzahl kleinster, nicht wasserführender Haarfugen verteilt werden, wie Laboruntersuchungen der Forschungsabteilung der RWTH Aachen (IBAC) zeigten.

Mit carbonfaserbewehrtem Spritzbetonauftrag soll das Dach dauerhaft abgedichtet werden. (Bild: Martin Struck, Erzbistum Köln.)

Carbonfasern begrenzen Rissgrößen

Ab Anfang September wird nun ein erstes Teilstück, das 300 m² messende Dach über der südlichen Sakramentskapelle saniert. Dazu wird zunächst das Epoxidharz entfernt und das Betondach sandgestrahlt. Danach werden Schadstellen im Stahlbeton saniert und Risse mit einer Dichtungsschlemme geschlossen. Anschließend erfolgt der Auftrag von insgesamt drei Lagen Spritzbeton mit zwei Einlagen Carbonfasergewebe. Mit der nun begonnenen Probesanierung sollen Erfahrungen mit der neuartigen Technik und in der nächsten Bewitterungsperiode mit der Materialbeständigkeit gesammelt werden. Sollten diese positiv ausfallen, steht einer umfassenden Sanierung und damit der dauerhaften Abhilfe des ursprünglichen Konstruktionsproblems nichts mehr im Weg.

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