Königlicher Garten für alle

Gesa Loschwitz
31. May 2016
Vision des Atelier le balto: Ein großer Garten für die Berliner am Stadtschloss in Berlin. (Bild: Atelier le balto)

Eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung, ein Traumprojekt für Berlin zu entwerfen, war der Anlass für das Berliner Atelier le balto, für Véronique Faucheur, Marc Pouzol und Marc Vatinel, eine Vision für das Areal des Marx Engels Forums am künftigen Stadtschloss zu erdenken: einen Schlossgarten, allerdings nicht für einen König, sondern für die Bürger. Ein Ort, an dem sie flanieren, zusammenkommen und auch gärtnern können.
Die Zukunft des Marx Engels Forum ist derzeit heiß diskutiert in Berlin. Bis zum Zweiten Weltkrieg standen dort Wohn- und Geschäftshäuser, das Marienviertel, ein dichtes, lebendiges Quartier in der Mitte der Stadt. Im Krieg stark zerstört wich es in den 60er-Jahren und 70er-Jahren dem neuen Zentrum von Ost-Berlin mit Fernsehturm, Palast der Republik und Vorzeige-Bauten an der Karl-Liebknecht-Straße. Das Marx Engels Forum selbst mit seinen Denkmälern wurde in den 80ern errichtet. Jetzt wächst neben ihm das neue Stadtschloss in die Höhe, das sogenannte Forum selbst fiel dem Weiterbau der U-Bahn-Linie 5 zum Brandenburger Tor zum Opfer. Und machte damit Platz für das Ringen zwischen Historie-Verfechtern und Grün-Befürwortern um die Zukunft des Areals: Soll es in alter Dichte wieder aufgebaut oder als Freifläche erhalten bleiben? Im vergangenen Jahr hatte der Senat in Workshops die Meinung der Berliner eingeholt, die sich mehrheitlich für eine freie Fläche aussprachen. Doch damit ist das Thema nicht vom Tisch, das Ringen geht weiter. Die „Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin“, ein Netzwerk von Architekten, Stadtplanern und Historikern, fordert weiterhin eine Bebauung der Fläche zwischen Fernsehturm und Spree. 
Das Atelier le balto skizzierte nun die Gegenvision: einen von Obstbäumen gefassten Garten, der zwar Versailles zum Vorbild hat, jedoch einen eher unbekannten Teil des berühmten Schlossparks: den Nutzgarten – Le Potager du Roi, der königliche Gemüsegarten. Der Garten unweit des Palasts versorgte die Küche von Ludwig XVI mit Obst, Gemüse und Kräutern. Ein solcher Nutzgarten soll, so der Traum der Landschaftsarchitekten, künftig zum Treffpunkt der Berliner werden. «Ein skizzenhaften Manifest gegen den Wiederaufbau einer alten Dichte» umschreibt Marc Pouzol ihr Plädoyer für einen Treffpunkt für alle im Grünen, «ein Gegenprogramm: ein großes Kultur-Feld».

Neben dem Stadtschloss soll Obst und Gemüse angebaut werden können. (Bild: Atelier le balto)

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