Wiederinstandsetzung von Hamburger Szene-Institution

Golden Pudel Club braucht Aufbauhilfe

Oliver Pohlisch
28. October 2016
Der Golden Pudel Club kurz nach dem Brand. (Bild: Pauli-Pirat via wikimedia commons)

German-architects.com hatte über das Feuer berichtet, das während des laufenden Betriebs in der Nacht ausgebrochen war. Personen kamen zum Glück nicht zu Schaden, doch der Vorfall schien zunächst das Schicksal des Golden Pudel besiegelt zu haben. Seit Jahren schon gab es zwischen seinen beiden Teileigentümern Streit bezüglich der Zukunft des kleinen Häuschens am St. Pauli Fischmarkt. Der eine, Wolf Richter, wollte es zwangsversteigern lassen und strebte nach dem Brand einen Totalabriss an. Der andere, Rocko Schamoni, fand sich auf Seiten des Kollektivs der Clubbetreiber wieder, das für den Wiederaufbau und Fortbestand des Golden Pudel als unabhängige Größe in der hansestädtischen Nachtleben-Ökonomie kämpfte. Der Laden musste wegen Einsturzgefahr dichtmachen, doch in Hamburg solidarisierten sich eine Menge Menschen mit ihm und seinen Machern.

Im Juli dann schien die Rettung des Golden Pudel gelungen: Die gemeinnützige Mara und Holger Cassens Stiftung kaufte den Anteil von Wolf Richter an dem Gebäude und konnte damit die drohende Zwangsversteigerung verhindern. Auch der Anteil von Rocko Schamoni soll in der Zukunft in die Gemeinnützigkeit übergehen. Die Clubbetreiber werden nach Wiederinbetriebnahme eine monatliche Miete an die Stiftung überweisen.

Doch die Schäden des verheerenden Feuers im Februar sind noch immer nicht ganz beseitigt. Und es sind umfangreiche Sanierungs- und Wiederaufbauarbeiten vonnöten. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt äußerte ein Mitglied des Pudel-Kollektivs: «Aus eigener Kraft können wir das Gebäude nicht aufbauen.» Man sei daher dringend auf Spenden angewiesen. «Wir kämpfen ums Überleben», so der Angehörige der Pudel-Posse.

Dabei wurde der Golden Pudel Club erst jüngst mit dem bundesweiten Förderpreis «Applaus» der Initiative Musik ausgezeichnet. Als eine von 64 «Spielstätten des Jahres» mit herausragendem Livemusik-Programm erhielt er ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro.

Am vergangenen Mittwoch haben die Club-Aktivisten unter dem Motto «Pump up the Pudel» einen entsprechenden Spendenaufruf gestartet. Um die Dringlichkeit des Anliegens zu unterstreichen,  zeigt ein «Schockvideo» das Ausmaß der Schäden des Feuers. Zahlreiche Künstler und Musiker unterstützen den Aufruf, darunter auch das Hamburger Hip-Hop-Trio Fettes Brot.

Unklar ist die genaue Summe, die für den Wiederaufbau benötigt wird. Auf der Webseite für den Spendenaufruf heißt es jedoch, dass die Wiederherstellung des ehemaligen Schmugglergefängnisses «mindestens soviel, wie fünf nigelnagelneue SUVs mit Luxusausstattung» kosten würde. Der von den Versicherungen zur Verfügung gestellte Schadensersatz könne die voraussichtlichen Ausgaben bei weitem nicht abdecken, da allein schon die Hälfte davon Wolf Richter zustehe.

Mithilfe des Geldes der Versicherungen konnten mittlerweile die bei dem Feuer am schwersten beschädigten Gebäudeteile, das Dach und der erste Stock, abgetragen werden. Nun werden die Räume im Erdgeschoss entkernt und das Haus vorerst mit einer Betondecke verschlossen, um es zusätzlich zu stabilisieren. Parallel hierzu entwickelte ein Planungsteam zusammen mit den Architekten Jesko Fezer und Thorsten Liehmann ein neues Aufbaukonzept. «Ziel ist es, den Gesamtaufbau des Hauses im Jahr 2017 fertigzustellen», heißt es weiterhin optimistisch aus den Reihen des Pudel.

Die Mara und Holger Cassens Stiftung werde sich nicht an der Finanzierung des Wiederaufbaus beteiligen. «Sowohl der Stiftung als auch uns war von Anfang an wichtig, dass das Gebäude nicht in die Verantwortung der Stiftung übergeht, sondern selbstverwaltet betrieben wird», heißt es in einem Statement des Pudel Verein für Gegenkultur (VerFüGe). Maßgeblich hängt es nun von Spenden ab, ob das alte Gebäude tatsächlich wieder aufgebaut wird und damit auch der Pudel als Club fortbestehen kann.

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