«Forensische» Rekonstruktion

Katinka Corts
25. May 2016
Modell des Innenhofs mit den neu eingefügten Rolltreppen (Bild: OMA)

Es ist nicht mehr die einziehbare Rolltreppe, die diagonal durch den Innenhof des Palazzo führt. Diese frühe Projektidee ist am Denkmalschutz gescheitert und einer neuen Version, bei der die roten Rolltreppen im Ostteil des Gebäudes liegen, gewichen. Die armierten Betonträger aus den 1930er-Jahren bleiben nach Umbau und Sanierung zu sehen, und anstelle manch verloren gegangenen Steins ist heute ein Nachguss aus Beton zu finden. Es gehe nicht um eine romantisierende Nachbildung einer Geschichte, sondern um eine «Entmystifizierung des geweihten Bildes der Stadt» – denn in historischem Sinne echt sei an diesem Gebäude nach vielen Wiederauf- und Umbauten fast nichts mehr, erklärten die Architekten

Ab nächstem Herbst sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Dann wird der Fondaco dei Tedeschi wiederum ein Handelszentrum sein, wobei die zu handelnden Güter dann von Luxusmarken wie Bulgari oder Dior stammen. Und auch das Wassertor des Gebäudes ist dann wieder per Privatboot zu erreichen. Welch’ hartes Aufeinandertreffen zweier Bauherrschafts-Lebenswelten: Knapp zwei Kilometer östlich der Fondeca wird die Architekturbiennale bis in den späten Herbst sozialverträgliches Bauen abseits der Komfortzone predigen.

Bild: OMA

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