50 Jahre Lamy

Ein gutes Stück

Poonam Choudhry
4. October 2016
«thinking tools» Ausstellungraum im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt (Bild: Anja Jahn, © Museum Angewandte Kunst)

Ende September eröffnete die Ausstellung zum 50. Jahr von Lamy. Manfred Lamy habe, so Prof. Dr. Klaus Klemp bei der Einführung, in den 1960er-Jahren eine Haltung zu den Dingen entwickelt. Seine Vorbilder waren unter anderem Olivetti, WMF, Rosenthal und Braun. Mit Gerd A. Müller konnte Lamy schließlich einen frühen Braun-Designer für seine Firma gewinnen. 1966 kam es dann zur Entwicklung jenes Schreibgerätes, das das Unternehmen Lamy grundlegend verändern sollte: der Füllhalter LAMY 2000. Er war von Anfang an erfolgreich und wird bis heute produziert.

Detail aus der Ausstellung (Bild: Poonam Choudhry)

Die Ausstellung von Kurator Prof. Klaus Klemp versucht, hinter die Kulissen der Entstehung unserer Dingwelten zu blicken und zeigt den Designprozess vom Entwurf zum Produkt. Nach Gerd Müller setzt sich die Designgeschichte bei Lamy fort mit Wolfgang Fabian (1980), dem Designbüro Phoenix Design (1998) und Richard Sapper (2003). Auch Naoto Fukosawa hat ein  langlebiges Tool für das Schreiben entworfen, das allerneueste Schreibgerät ist vom britischen Designer Jaspar Morrison.

Detail Installation von Christoph Niemann (Bild: Poonam Choudhry)

Wenn man die Ausstellung betritt, erfasst einen erst einmal eine der Installationen von Christoph Niemann im mittleren Raum zum Titelthema «thinking tools». Sie besteht aus Schreibgeräten, die zu einem Netz zusammengesteckt wurden. Erst bei näherem Hinsehen kann man sie genauer identifizieren. Der Baum, der aus lauter zusammengesteckten Schreibgeräten besteht, hat Triebe, die für neue Ideen aus dem Geschriebenen stehen können. Alles ist verzweigt im Leben, und es liegt an uns, was wir an neuen Gedanken mitnehmen und aufschreiben. Eine zweite Installation lässt Fäden, die von der Decke herabhängen, in einem Trichter zusammenkommen. Unter ihm ist wiederum ein Schreibgerät angebracht, das auf einem Papier ruht. All unsere Informationen landen also sozusagen in unserer Feder, mit dessen Hilfe wir sie aufschreiben können.
Durch die gesamte Ausstellung ziehen sich Fäden – einige sind zu den Zeichnungen gespannt, andere finden sich in den Illustrationen Christoph Niemanns. An der rückwärtigen Wand wird die Reihe der Designer und Designs in Vitrinen sichtbar gemacht. Im vorderen Teil der Ausstellung gibt es eine Wand, die die Besucher mit vorgedruckten Postkarten gestalten kann. Auf ihnen steht zum Beispiel «Schreiben ist für mich...» oder «Wie sieht dein Tool aus?».

Interaktive Wand mit Postkarten (Bild: Poonam Choudhry)

Die Ausstellung ist das gelungene Experiment, den Designprozess bei der Entstehung von Schreibgeräten wiederzugeben. Dies wird anhand von Text an der rückwärtigen Wand gezeigt, der die Gedanken, Designprozesse, Haltung und Vorgehensweise der Firma zeigt. Eine kleine charmante Schau, die uns im Zeitalter der digitalen Medien in die Welt des analogen Schreibens entführt und zum Mitmachen und Schreiben einlädt.

thinking tools. Design als Prozess – Wie Schreibgeräte entstehen
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt
24. September 2016 bis 29. Januar 2017
zur Ausstellung

Den Katalog gibt es bei av-edition

Katalog zur Ausstellung von av-edition (Bild: Anja Jahn, © Museum Angewandte Kunst)

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