Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste

Demo:Polis - das Recht auf Öffentlichen Raum

Oliver Pohlisch
16. March 2016
Brooklyn Bridge Park, NYC, Foto: Akademie der Künste, Berlin/Etienne Frossard

Wie komplex die Bedeutung des Öffentlichen Raums heute ist und welche Potenziale er für die Zivilgesellschaft besitzt, will Kurator Wilfried Wang anhand von beispielhaften Arbeiten, Modellen, Entwürfen, künstlerischen Konzepten und partizipativen Prozessen zeigen. Präsentiert werden Raumgestaltungen kleiner Plätze wie ganzer Küstenstreifen, filmische und fotografische Dokumentationen von Demonstrationen, kritischen Kunstaktionen und Graswurzelkampagnen, die sich erfolgreich für die Wahrung öffentlicher Räume eingesetzt haben. Zu sehen sind unter anderem Beiträge von Barkow & Leibinger, Foster + Partners, Hans Haacke, Seán Harrington und A2 Architects, Reinhild Hoffmann, Kleihues + Kleihues, Andrés Mignucci, Elfi Mikesch, Rozana Montiel, Michael Najjar, Michael Ruetz, Stih & Schnock, Sadar + Vuga, Michael van Valkenburgh, Wermke/Leinkauf und Zuloark.

Im Rahmen eines akademischen Workshops haben zudem Studierende von vier Hochschulen im Herbst 2015 zentrale Aspekte der Ausstellung diskutiert und Beiträge produziert. Schauplätze ihrer Recherche- und Entwurfsarbeit waren Berlin und die mecklenburgische Kleinstadt Anklam. Die künstlerischen und architektonisch-städtebaulichen Arbeiten verstehen sich als kritische Einwürfe in die Debatte um den Öffentlichen Raum.

Place Léon Aucoc, Bordeaux, Foto: Akademie der Künste/Lacaton & Vassal Architectes

Es überrascht nicht, dass auch die Initiative 100% Tempelhofer Feld in der Schau vertreten ist. Überhaupt nimmt Berlin dort einen breiten Raum ein, auch, weil in Spreeathen im internationalen Vergleich noch eine Menge Öffentlicher Raum vorhanden ist - und ein politischer Wille, seiner Erosion zu widerstehen. Dass meint Susanne Messmer in ihrer Ausstellungskritik in der taz, die zudem auf die in der Akademie der Künste dokumentierte, erstaunliche Geschichte des Place Léon Aucoc in Bordeaux verweist. Die Architekten Lacaton & Vassal, die ihn neu gestalten sollten, gaben den Auftrag zurück. Sie meinten, der Platz sei, so wie er ist, in Ordnung. Schöne Bäume, Bänke, schlichter Kies. Manchmal ist keine eben die beste Planung.

Demo:Polis wird auch durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet. So gab es zum Ausstellungsstart ein zweitägiges Symposium. Und jeden Dienstag öffnet das «Urban Parliament» seine Türen. In fünf Sitzungen sollen Aktivisten von Stadtinitativen und Besucher in dem provisorisch zusammengezimmerten Amphittheater eine «Berliner Urban Rights Charta» erarbeiten, die Wilfried Wang am Ende den Regierenden im Roten Rathaus übergeben möchte. Zur gemeinsam mit dem Goethe-Institut organisierten Konferenz «Public Space: Fights and Fictions» vom 19. bis 21 Mai werden Teilnehmer aus der ganzen Welt Entwicklungen und Gefährdungen des Öffentlichen Raums diskutieren. Führungen und Werkstätten für Kinder und Jugendliche vermitteln die Inhalte der Schau. Ein von Barbara Hoidn herausgegebener Ausstellungskatalog ist in deutscher und englischer Ausgabe erschienen.

Prozess zur Erlangung des Urban Right Qualitätssiegels für Berlin, Grafik: Akademie der Künste/Zuloark

Ausstellung: 12. März bis 29. Mai 2016. Di 14 bis 22 Uhr, Mi bis So 11 bis 19 Uhr, Ostermontag geöffnet. Eintritt: 8/5 Euro, Ausstellung bis 18 Jahre und dienstags von 18 bis 22 Uhr: Eintritt frei. Führungen: Do 18 Uhr, So11.30 Uhr, 2 Euro zuzüglich Ausstellungsticket. Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin.

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