Buche, Schiefer, Glas

Carsten Sauerbrei
31. August 2017
Der neue Betriebsstandort für den Sensortechnikhersteller elobau befindet sich im thüringischen Schiefergebirge und besteht aus einer Produktionshalle und Büros. (Bild: Michael Christian Peters)

Architektonisch gelungene Gewerbebauten sind leider selten. Nahezu Unikate sind sie, wenn sie neben einer hohen Architekturqualität auch ein ambitioniertes Nachhaltigkeitskonzept besitzen. Allerdings haben f64 Architekten aus Kempten mit dem Neubau für den Sensortechnikhersteller elobau nun schon um zweiten Mal solch ein Unikat für den gleichen Bauherrn geschaffen, nach einem Logistikzentrum im Jahr 2015. Das Holztragwerk aus Baubuche, die Verwendung des ortstypischen Schiefers, der Verzicht auf fossile Energiequellen sind die wichtigsten Punkte, die dem 2016 fertig gestellten Neubau im thüringischen Probstzella unter anderem eine Nominierung für den diesjährigen DGNB-Preis «Nachhaltiges Bauen» einbrachten.

Inmitten der Büroräume im Kopfbau befindet sich ein begrüntes Patio, das der Belichtung und als geschützter Freiraum dient. (Bild: Michael Christian Peters)

Der Neubau, der einen älteren in der Nähe befindlichen Betriebsstandort im Thüringer Schiefergebirge ersetzt, besteht aus einem flachen Kopfbau mit Büros sowie den teilweise darüber befindlichen Neben- und Technikräumen und der direkt an die Büros angrenzenden, wesentlich höheren Produktionshalle. Die gläserne Sockelzone des neuen Baukörpers verbindet Büros und Produktionshalle und soll damit demokratische Arbeitsabläufe und die Teamarbeit stärken. f64 Architekten kontrastierten den transparenten Sockel des Gebäudes sehr attraktiv durch die komplett mit ortstypischem Schiefer bekleideten Fassaden der Produktionshalle. Ihr verleihen die gegeneinander versetzten, leicht aus der Vertikalen geneigten Fassadenabschnitte trotz des massiven, geschlossenen Volumens eine lebendige, zerklüftete Erscheinung.

Das Gebäudetragwerk konzipierten f64 Architekten als filigrane Holzkonstruktion aus Baubuche. (Bild: Michael Christian Peters)

Einen weiteren spannungsvollen Gegensatz erzeugen f64 Architekten zwischen dem Gebäudetragwerk, einer filigranen Holzkonstruktion aus Buchenfurnierschichtholz, und der von außen schwer und geschlossen wirkenden Produktionshalle. Selbst die Kranbahnen ließen die Architekten aus Baubuche anfertigen, mit der sich schlankere Konstruktionen bauen lassen als mit anderen Hölzern. Weiß lasierte Dreischichtplatten oberhalb der verglasten Erdgeschosszone im optischen Kontrast zu den naturbelassenen Buchenholzoberflächen und die nach Südwesten über die gesamte Höhe verglaste Fassade mit Ausblick in die umgebende Hügellandschaft sind weitere attraktive Elemente der selten gelungenen Gebäudearchitektur.

Die komplett verglaste Südwestfassade ermöglicht den Ausblick in die umgebende Mittelgebirgslandschaft. (Bild: Michael Christian Peters)

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