Entwicklungsplan für das Tempelhofer Feld in Berlin

Bäume, Bänke, freies WLAN

Oliver Pohlisch
20. May 2016
Tempelhofer Feld, Runway 09L. (Bild: Tony Webster via Wikimedia Commons)

Am vergangenen Mittwoch wurde der Plan öffentlich präsentiert. Anderthalb Jahre hatten interessierte Bürger und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in einem aufwändigen Partizipationsprozess unter Leitung des BUND-Landeschefs Tilmann Heuser an ihm gearbeitet. Heuser gilt als Mann aus dem Lager der Initiative 100 % Tempelhofer Feld, die 2014 mit einem Volksentscheid einen Bebauungsstopp für das über 300 Hektar große Areal am südlichen Rand der Berliner Innenstadt durchsetzen konnte. Gerade deshalb beauftragte der Berliner Senat ihn mit der Organisation und Moderation der Bürgerbeteiligung zum Entwicklungs- und Pflegeplan.

An vielen Stellen bleibt der Plan vage, zum Beispiel bei der Frage, ob künftig Schafe auf dem Feld weiden sollen. Das ist wohl der Absicht geschuldet, die Fläche für möglichst viele verschiedene Bevölkerungsschichten attraktiv zu halten und Nutzungskonflikte so gut wie möglich zu vermeiden. «Im Vordergrund stand immer, den Charakter des Feldes zu erhalten», erklärte Heuser gegenüber den Medien.

Wunsch nach offener Weite
Die teilnehmenden Bürger haben mit ihren Vorschlägen im Großen und Ganzen das Ergebnis des Volksentscheids bestätigt. Sie wünschen sich das Tempelhofer Feld als offene Weite mitten in der Stadt, als nicht-gestalteten Gegenentwurf zum Tiergarten oder anderen Berliner Parks. Wohl deshalb fiel auch der Vorschlag durch, einen Kinderbauernhof auf dem Feld zu etablieren. Schließlich gibt es solche Einrichtungen schon andernorts in der Stadt.

Konkret sieht der Entwicklungs- und Pflegeplan eine Neuordnung auf der Ostseite des Tempelhofer Feldes vor. Dort soll der Zugang zum Gelände erleichtert werden. Vorgesehen ist, in einem bereits bestehenden Gebäude ein Bürgerzentrum einzurichten. Im Süden des Feldes soll mit der Kampfmittel- und Altlastenbeseitigung begonnen werden und bald schon könnte es auf dem gesamten Areal freies WLAN geben. Mehr Bäume, die Schatten spenden, weitere Toiletten, Bänke, zusätzliche Sport- und Spielmöglichkeiten, eine Ausleihe von Sportgeräten und ergänzende Gastronomie – diese Bürgerwünsche sind allesamt ohne größere Eingriffe in die Gestalt des Tempelhofer Feldes möglich.

Gemeinschaftsgarten auf der Ostseite des Tempelhofer Feldes (Bild: Tony Webster via Wikimedia Commons)

«Der Inhalt des Plans ist nicht so spektakulär», meint auch Tilmann Heuser. Spektakulärer sei, wie er zustande gekommen ist. An die 100.000 Personen sollen laut dem Berliner Tagesspiegel am Internet-Dialog teilgenommen haben. Vor Ort gab es Felddialoge und Workshops. Deren Ergebnisse seien durch eine «aufsuchende Beteiligung» überprüft worden. 456 Bürger, darunter Senioren und Menschen mit Behinderung, wurden eingehender gefragt, was ihrer Meinung nach auf dem Tempelhofer Feld noch fehle.

An dem Plan selbst gibt es wenig Kritik. Doch bestehen Zweifel an seiner Verbindlichkeit. «Letztendlich entscheidet über die Umsetzung die zuständige Verwaltung», räumt Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) ein. Und erst einmal muss das Abgeordnetenhaus dem Plan zustimmen. Die Kosten für die Bewirtschaftung belaufen sich auf 2,7 Millionen Euro jährlich. Investiert werden soll eine Million Euro innerhalb von zwei Jahren.

Leerstehende Blumenhalle
Insbesondere die Initiative 100 % Tempelhofer Feld ist skeptisch: «Was nützt der schönste Plan, wenn seine Grundlagen schon geändert werden, bevor er überhaupt in Kraft tritt», fragt Initiativen-Mitglied Mareike Witt. Sie spielt damit auf die temporären Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge an, die der Senat auf Flächen neben dem Flughafengebäude, in dem derzeit schon rund 1700 Geflüchtete wohnen, installieren will. Dafür brachte er im Januar eine Änderung des Baustoppgesetzes durch das Berliner Abgeordnetenhaus.

Im Moment befindet sich vor dem Hangar nur ein großes, ursprünglich als Blumenhalle für die Internationale Gartenausstellung vorgesehenes Holztragwerk mit Plane. Obwohl vor zwei Monaten errichtet, ist es noch immer ungenutzt. Der Flüchtlingsrat Berlin erachtet nach einer Begehung das Provisorium als völlig ungeeignet für den Aufenthalt von Menschen. Doch der Senat bestreitet, die Halle überhaupt als Notunterkunft nutzen zu wollen. Geplant seien dort Sport- und Kulturangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Allerdings verzögert sich die Bauabnahme und das endgültige Nutzungskonzept steht wohl erst im Dezember fest.

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