Otto-Bartning-Ausstellung eröffnet

Architekt einer sozialen Moderne

Carsten Sauerbrei
31. March 2017
Blick in das Kirchenschiff der 1934 eingeweihten Gustav-Adolf-Kirche, Berlin-Charlottenburg (Bild: Algensan / CC BY-SA 4.0)

Otto Bartning, obwohl weniger bekannt als andere Protagonisten der Architekturmoderne, zählt dennoch als Architekt und Theoretiker, als Inspirator und Kritiker, Schriftsteller und Berater zu den die Baukultur des 20. Jahrhunderts prägenden Figuren. Neben der engen Verbindung von künstlerischem Anspruch und sozialer Verantwortung war es vor allem sein Interesse für die spirituelle Dimension der Bauens, die ihn auszeichnete und schon früh zum Protagonisten des modernen evangelischen Kirchenbaus werden ließ.

Otto Bartnings 1929-31 errichteter Wohnblock in der Großsiedlung Berlin-Siemensstadt, der sogenannte «Lange Jammer». (Bild: Doris Antony / CC-BY-SA-3.0)

Seine Abkehr vom Historismus und Hinwendung zum modernen Kirchenbau zeigen nach dem Ersten Weltkrieg die Entwürfe der Sternkirche (1922) und einer innovativen Montagekirche, der Stahlkirche (1928). Bis heute bekannt ist er für die als «Fächerkirche» angelegte Gustav-Adolf-Kirche in Berlin-Charlottenburg, die 1934 ein Jahr nach dem Beginn der nationalsozialistischen Diktatur eingeweiht wurde. Nach 1945 initiierte Otto Bartning als Wiedermitbegründer des Deutschen Werkbunds und entschiedener Protagonist eines schlichten und sachlichen Wiederaufbaus ein Notkirchenprogramm. Infolgedessen entstanden ab 1946 seriell vorgefertigte Typenkirchen in 43 deutschen Städten, so zum Beispiel 1949 die Offenbarungskirche in Berlin-Friedrichshain und davon maßgeblich beeinflusst 1956 die Himmelfahrtkirche in Berlin- Gesundbrunnen.

1951-54 entstand Otto Bartnings Darmstädter Frauenklinik als Teil der fünf «Meisterbauten» (Bild: Aidexxx / CC-BY-SA-4.0)

Den Titel verdankt die aktuelle Ausstellung Bartnings Engagement im Siedlungs- und Krankenhausbau. So entwarf er die Kinderklinik (1927-28) für das Berliner Rittberg-Krankenhaus und die Darmstädter Frauenklinik (1951-54) sowie Wohnblöcke in den Siedlungen Berlin-Siemensstadt (1929-31) und in der «Reichsforschungssiedlung» Berlin-Haselhorst (1930-35). Er zeichnete auch für den Bebauungsplan des anlässlich der «Interbau 1957» entworfenen Hansaviertels verantwortlich. Daher ist auch das Akademiegebäude im Hansaviertel der richtige Ort, um anhand von originalen Zeichnungen, Fotografien und Architekturmodellen Bartnings Werk zu präsentieren. Weitere Stationen der Ausstellung, für die erstmals der im Otto-Bartning-Archiv der TU Darmstadt erschlossene, gesamte, private Nachlass Bartnings zur Verfügung stand, sind Bartnings Geburtsstadt Karlsruhe (22.7.– 22.10.2017) und Darmstadt, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte (19.11.2017–18.3.2018). 

Other articles in this category