«Passivhaus Institut» feiert Jubiläum mit Tagung und Gebäudestudie

25 Jahre Passivhaus

Carsten Sauerbrei
17. May 2016
Erstes regulär genutztes Passivhaus Deutschlands in Darmstadt-Kranichstein. (Bild: Passivhaus Institut)

Ein Gebäude ohne konventionelle Heizung, erwärmt nur mittels Frischluftzufuhr aus der Klimaanlage und durch die abgegebene Wärme von Benutzern, Hausgeräten sowie Sonneneinstrahlung - das ist selbst heute 25 Jahre nach der Einweihung des ersten Passivhauses immer noch die Ausnahme bei neuen Gebäuden in Deutschland. Der Standard, entwickelt vom Bauphysiker Prof. Dr. Wolfgang Feist, der bis heute das von ihm gegründete «Passivhaus Institut» in Darmstadt leitet, hat mindestens ebenso viele Kritiker wie Befürworter. Die für diesen Standard notwendigen architektonischen und gebäudetechnischen Maßnahmen wie eine hochgedämmte und maximal luftdichte Gebäudehülle bestimmen zwar weitgehend die heutigen Normen zur Energieeffizienz im Baubereich, dennoch wird auch immer wieder über Verbrauchswerte berichtet, die weit über dem Errechneten liegen.

Umfangreiche Nachuntersuchungen
Eine auf der 20. Passivhaus-Tagung Ende April vorgestellte Studie zum ersten 1991 bezogenen Passivhaus sollte dagegen die Dauerhaftigkeit des Konzeptes belegen. Von dem Gebäude, eine Reihenhausanlage mit vier Wohneinheiten im Darmstädter Stadtteil Kranichstein, liegen 25 Jahre Nutzungserfahrung mit Messprotokollen und Kennzahlen zur Langlebigkeit der einzelnen Systeme vor. Die statistische Auswertung zeige dabei, so der Bericht von der Tagung, einen stabilen Heizwärmeverbrauch von im Durchschnitt unter 9 kWh/(m2a) – weniger als ein Zehntel des Verbrauchs von herkömmlichen Wohngebäuden in Deutschland. Teil der Studie waren umfangreiche Nachuntersuchungen des Gebäudes. Wolfgang Feist, der selbst im Haus lebt, beschreibt deren Ergebnisse im Interview mit dem Wiener Kurier so: «Wir haben gerade ein Stück der Fassade mit der Flex herausgeschnitten, das Dach angebohrt, mit Videokameras die Lüftungskanäle gefilmt und alles systematisch im Labor untersucht. Die verwendeten Komponenten sind heute noch neuwertig, es funktioniert alles wie am ersten Tag – und das nach 25 Jahren ohne Wartung.» 

Vielleicht könnte dieser Vorteil der Dauerhaftigkeit die Kritiker, die vor allem eine Übertechnisierung und hohe Baukosten beklagen, besänftigen und dem Passivhaus mehr Popularität bescheren. Zu wünschen wäre es ihm, denn ohne höchst energieeffiziente Gebäude werden die deutschen Klimaziele im Gebäudebestand und das EU-Ziel, alle Neubauten ab 2020 als «nearly zero-energy buildings» zu errichten, nicht erreicht werden können.

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