Rathaus Cannstatt

Stuttgart Bad Cannstatt
Foto © Christian Kandzia
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Foto © Christoph Manderscheid
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Foto © Christian Kandzia
© Christian Kandzia
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© Christian Kandzia
Architekten
Architekturbüro Manderscheid
Standort
Marktplatz 2, 70372 Stuttgart Bad Cannstatt
Jahr
2013

Das Cannstatter Rathaus wurde 1490/91 erbaut. Nach dem Ergebnis der Bauforschung wurde es vermutlich als Kornhaus und Markthalle genutzt. Im Stadtkreis Stuttgart ist es das mit Abstand größte erhaltene spätgotische Fachwerkgebäude. In über 500 Jahren Nutzung wurde es mehrfach umgebaut und saniert, auch um gravierende Setzungsschäden (von einer Doline verursacht) auszugleichen. Seit 1966 ist es ein eingetragenes Kulturdenkmal. Wichtige Aufgaben bei der durchgeführten Sanierung waren die Ertüchtigung der Gründung, die Herstellung von Barrierefreiheit, der Einbau einer Infotheke, eine grundlegende brandschutztechnische Ertüchtigung, Schaffung weiterer Räume im Dach und die Verbesserung des Schallschutzes.

Lage in der Stadt
Das Rathaus ist ein das Stadtbild prägender Bau und steht neben dem städtebaulichen Gegenstück, der evangelischen Stadtkirche. Die ehemalige Rückseite des Rathauses grenzt an den heutigen Marktplatz. Dieser Platz war bis ins 19. Jhd. eine Pferdetränke und hat daher eine hinterhofartige Platzfassade. Durch Trockenlegung des Sulzsees entstand der heutige Marktplatz, der Stück für Stück eine angemessene Fassung erhalten soll. Durch den im Zuge der Sanierung erfolgten Abbruch eines zweigeschossigen Anbaus konnte der Marktplatzfassade eine repräsentative Gestalt zu diesem heute zentralen Platz gegeben werden. Ein neues Ostportal, am Ende des jetzt durchgehenden EG-Flures, stärkt die Verbindung zu dem gegenüber auf dem Marktplatz liegenden städtischen Verwaltungsgebäude.

Geschichte erzählen
Das Gebäude soll durch die Sanierung seine abwechslungsreiche Geschichte erzählen, wie mit den angedeuteten Fensterläden des Treppenhauses. Diese übersetzen die historischen Klappläden in moderne Streckmetallgitter und verweisen auf den notwendigen umfangreichen Eingriff in diese Gebäudeecke. Das Treppenhaus musste, weil der Bau hier im Laufe der Jahrhunderte ca. 80cm abgesunken war, abgebrochen und in Beton erneuert werden. Zwischen der senkrechten neuen Wand und den angrenzenden verformten historischen Fachwerkwänden entstehen gestaltete Übergänge. Die Fenster in den neuen Wänden sind im Detail zeitgenössisch gestaltet, beziehen sich aber in ihrer Anordnung und Teilung auf den Bestand. Wegen der brandschutztechnischen Auflagen sind sie nicht zu öffnen. In der Ostfassade ist ein Rest Sichtfachwerk zurückhaltend als "Fenster in die Geschichte" inszeniert. Beim Rückbau des Anbaus war diese letzte Fensteröffnung aus der Erbauungszeit, mit handwerklichen Spuren auf dem Tragwerk und authentischem Putz mit Resten alter Bemalung wieder sichtbar geworden - eine der vielen Überraschungen des Altbaus.

Material und Detail
Die gestalterische Grundhaltung des Büros bei solchen Sanierungsaufgaben ist: „Neues soll als solches erkennbar sein. Je wertvoller die Substanz, umso zurückhaltender wird das neue Bauteil eingefügt.“ Die historischen Giebelfenster aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden weitgehend erhalten. Nur die Fenster aus den 1970er Jahren wurden komplett erneuert. Bei den Profilen wurde um jeden Millimeter gerungen. Mit einem Farbakzent machen die Fenster des Gebäudes den Vorübergehenden schöne Augen. Die Materialien schaffen positive Angebote für alle Sinne. Dämmputz außen und sein Oberputz aus reinem Kalk enthalten keine Biozide. Gefärbt mit etwas hellem französischem Ocker und Zuschlägen aus schwarzem Marmorsplitt wirkt er edel.

Energetische Ertüchtigung
Die EnEV konnte bezüglich des Primärenergieverbrauchs eingehalten und damit der Energieverbrauch halbiert werden. Nach sechs Jahren Planungs- und Bauzeit ist ein modernes Denkmal entstanden, das nutzerfreundlich, von hohem ästhetischem Wert und auch energetisch auf der Höhe der Zeit ist. Durch den Erhalt der Bausubstanz wird schlussendlich in nicht unerheblichem Maße graue Energie nicht vernichtet sondern weiter genutzt.

Publikation
«Am offenen Herzen»
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