Olympisches Dorf und Mediendorf München 2018

München
Zeichnung © Pichler & Traupmann ZT
Zeichnung © Pichler & Traupmann ZT
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Visualisierung © Pichler & Traupmann ZT
Visualisierung © Pichler & Traupmann ZT
Visualisierung © Pichler & Traupmann ZT
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Foto © Pichler & Traupmann ZT
Architekten
Pichler & Traupmann Architekten
Standort
Dachauer Straße, 80992 München
Jahr
2010

Städtebau und Landschaftsgestaltung: Weiterführung und Neuinterpretation des Konzepts des Olympiaparks von 1972

Energie: Entwicklung von prototypischen Wohnbauten: SOL-CAV und SOL-VEX

Nachhaltigkeit: Möglichst geringe Differenz zwischen olympischem und postolympischem Modus

Städtebau und Landschaftsgestaltung: Weiterführung und Neuinterpretation des Konzepts des Olympiaparks von 1972

Der Olympiapark von 1972 war epochegebend und vorbildhaft für das Thema der Einbettung von Architektur in die Landschaft, ja der Verschmelzung der beiden in eine gemeinsame Topografie und Topologie. Freilich handelte es sich 1972 um die Einbettung der großen Veranstaltungsbauten in die Umgebung, nicht jedoch der Wohnbauten, die eher typologischen und urbanistischen Gesetzen gehorchen sollten. Die Diskussion über das untrennbare Zusammenspiel von Architektur und Landschaft ist heute aktueller denn je. Im Projekt für 2018 ist es das Ziel, den vorgezeichneten Weg weiterzugehen und doch gleichzeitig das damalige Thema neu zu interpretieren. Nun sollen nicht nur die großen Funktionen für Menschenansammlungen unter einem topografischen Gesichtspunkt behandelt werden, sondern auch die Wohnnutzungen in ein landschaftliches Gesamtmodell integriert werden. Dass dies zugleich auch vom energetischen Standpunkt der Nutzung der Sonnenenergie von Vorteil ist, unterstützt die Prägnanz dieses Vorschlags und etabliert ein selbsterklärendes Systemmodell.

Die Art des Zusammenspiels der grundlegenden Komponenten generiert hier ein komplexes Gefüge unterschiedlicher Bedeutungsebenen als fließenden Übergang von der harten urbanen Struktur in den Landschaftsraum des Olympiageländes von 1972.

Da ist einmal das Prinzip des modellierten Geländes, das sich bis an die Kante der Dachauer Straße vorschiebt. In unterschiedlichen Dimensionen verdichten und verformen sich die topografischen Züge der vorhandenen Parklandschaft zu einem Interface für die Einfügung der neuen Bauten und werden selbst wiederum Teile des Gebauten. Gleich einem Camouflage-Effekt überlagern sich die grundlegenden Komponenten Landschaft und Bauwerk zu einem ganzheitlichen System mit hybriden Eigenschaften. Der Übergang der Aggregatzustände der beiden ist ein gradueller, sodass Natur und Gebautes mit ihren jeweiligen Charakteren in unterschiedlichen Ausformungen an den bezughabenden Stellen am besten zum Einsatz kommen.

Die Natur bildet nicht nur die Nahtstelle für die Einfügung des Gebauten, sie legt sich an dieses an, schiebt sich unterhalb durch, zieht sich darüber hinweg und wird letztlich ein Teil des Gebauten selbst. Begrünte Fassaden, Balkone, Loggien und Gründächer sind wesentliche Teile der Baustruktur, ganze Teile des Gebauten (z.B. Garagenbauwerk) sind mit Erde und Vegetation bedeckt.

Die Bauwerke geben den Rhythmus für die Landschaft vor, rahmen die Naturräume, gliedern und organisieren den Freiraum und werden ebenso schließlich Teile der Parklandschaft selbst. Die Wohnbebauung mit ihrem stark mäandrierenden Gefüge reflektiert die beiderseits der Dachauer Straße vorhandene Blockrandbebauung, greift deren Grundraster auf und wird zugleich überformt von den bereits erwähnten topografischen Verwerfungen der sich durchschiebenden Naturlandschaft. Hofartige Zwischenräume mit unterschiedlichen Atmosphären entstehen, deren Zonierungen sich schließlich bis in die Struktur des Gebauten fortpflanzen. Weiterhin werden auch die vorderhand temporär überdachten Einrichtungen (dining, sports, recreational center, etc.) später befestigte Freiflächen für Aktivitäten jeder Art, deren Ausübung harte Oberflächen verlangt (Ballsportarten, Skating, etc.). Überhaupt bleibt ein Teil der landschaftlichen Auffaltungen mit den integrierten Servicebereichen (Catering, WC-Gruppen, etc.) auch weiterhin verschiedenen Freiluftveranstaltungen erhalten und wird damit ein Teil der hier bereits vorhandenen Open-Air-Kultur.

Die besondere Wesensart des vielfach überlagerten Bau- und Landschaftsgebildes gibt diesem Stadtteil seinen unverwechselbaren starken Charakter als Transitionsraum zwischen Stadt und Olympiapark.

Energie: Entwicklung von prototypischen Wohnbauten: SOL-CAV und SOL-VEX

Bei der Grundrissentwicklung von Wohnhäusern mit maximaler Sonnenenergienutzung steht man prinzipiell vor einem Paradoxon: Optimal ist natürlich die absolute Ausrichtung nach Süden – doch jede Südfront produziert eine Nordfassade gleichen Ausmaßes! Es gilt also, die Quadratur des Kreises zu finden und Grundrisstypologien zu entwickeln, die bei möglichst großer Südorientierung den Nordanteil möglichst minimieren. Möglichkeit 1 ist es, das Gebäude so zu deformieren, dass die sonnenorientierte Fassade eine konvexe Kurve von Südost bis Südwest darstellt und die Nordfassade auf ein kleines Ausmaß quasi „zusammengequetscht“ wird. Möglichkeit 2 beruht darauf, dass natürlich auch eine konkave Fassade in gleicher Weise von der Sonneneinstrahlung von Südost bis Südwest bestrichen werden kann. Hierbei wird die Nordfassade von der reinen Nordausrichtung „weggebogen“, sodass hier statt Nordorientierungen reine Ost- oder Westorientierungen entstehen. Möglichkeit 1 nennen wir SOL-VEX. Diese entwickelt sich zum punktförmigen Wohnhaus mit zentraler Erschließung im Norden, die bis zu 8 Wohnungen versorgen kann. Aufgrund der Kompaktheit des Hauses ist es energetisch sinnvoll, dieses als hohes Haus auszuführen. Möglichkeit 2 nennen wir SOL-CAV. Diese entwickelt sich zum zeilenförmigen Haus mit mehreren Erschließungskernen, die je drei Wohnungen anbinden. Hier sind drei bis vier Geschoße sinnvoll.

Nachhaltigkeit: Möglichst geringe Differenz zwischen olympischem und postolympischem Modus

Je weniger nach Beendigung der Olympischen und Paraolympischen Spiele verändert oder abgebrochen werden muss, desto nachhaltiger ist das Gesamtkonzept. Daher werden Lagerflächen in den späteren Garagen untergebracht, die NOC-Offices in den Bürogebäuden entlang der Dachauer Straße, die Resident Centers in den späteren Gemeinschaftsräumen der Wohnhäuser und die Polyklinik in den späteren Kinderbetreuungseinrichtungen. Der Umbau der Wohnungen von SportlerInnen- und Offiziellen-  bzw. JournalistInnenunterkünften zu Wohnungen unterschiedlichster Typologie ist durch Wegnahme oder Ergänzung von Leichtbauzwischenwänden in geringem Umfang möglich. Für die großen, temporären, hallenförmigen Funktionen wird noch eine weitergehende Verschmelzung von Architektur und Landschaft vorgeschlagen: Als Teile des großen Landschaftsparks, der in der Nachnutzung entstehen wird, werden Wälle und Böschungen konzipiert, die Bewegungsrichtungen begleiten, raumbildend wirken, sowie kleinere Funktionen zur späteren Nutzung durch das Tollwood-Festival, wie WC-Anlagen und Cateringstationen, beinhalten. Diese Wälle dienen quasi als Seitenwände für die temporären Hallen, die demnach also lediglich mit temporären Konstruktionen überspannt werden müssen. Bei Bedarf können auch Teile dieser Hallendächer wieder für das Festival vorübergehend installiert werden.

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