Räumliche Eigenständigkeit

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Mai 16, 2012

Schulz & Schulz gewinnen den Wettbewerb Berufliche Oberschule Regensburg. Ansgar und Benedikt Schulz stellen sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Blick auf den Eingang 
Wie haben Sie auf den Kontext reagiert?
Der Neubau der Beruflichen Oberschule Regensburg entsteht auf dem Areal der ehemaligen Nibelungenkaserne, das die Bundeswehr im Jahr 2010 aufgegeben hat. Als städtebauliches Bindeglied ist die Schule wichtiges Initial für die weitere Entwicklung des gesamten Geländes, das eine neue Mitte mit urbanen Qualitäten im Regenburger Quartier des „Inneren Stadtsüden“ generiert. Mit ihren großzügigen Freianlagen definiert die Schule zugleich einen Pufferbereich, der an der Nahtstelle zwischen bestehender gewerblicher Nutzung und geplanter Wohnbebauung störende Wechselwirkungen abmildert.
Lageplan 
Wie organisieren Sie die Berufliche Oberschule?
Die Bildungsinstitutionen der Regensburger Fach- und Berufsoberschulen sind derzeit dezentral auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt und arbeiten im Grenzbereich der vorhandenen Raumkapazitäten. Der Neubau ermöglicht die etablierten Bildungsangebote weiterzuentwickeln und in einer Beruflichen Oberschule zusammenzufassen. Hierbei wird die räumliche Unterscheidung von Berufs- und Fachoberschule aufgehoben und auf die drei Fachrichtungen Wirtschaft, Technik und Soziales adaptiert. Über diese Zuordnung wird das große Raumprogramm der Schule drei gleichberechtigten Gebäudeteilen zugeordnet. Analog zum natürlichen Geländeverlauf werden diese in der Höhe über eine Art Splitlevel-Versatz zueinander gestaffelt. Mit dieser typologischen Besonderheit entstehen entlang einer gemeinsam genutzten Raumspange eigenständige Lehrcluster, die differenzierte Lernorte definieren.
Erdgeschoss und Ansicht Süd 
Können Sie uns durch die Schule führen, als ob sie schon fertiggestellt wäre?
Im südlichen Teil des Grundstücks spannen Schule und Sporthalle einen urbanen Vorplatz auf, der als zentraler Ort von Ankommen und Verteilen in die halböffentlichen Bereiche von Schule, Pausenhof, Freisportanlagen und Sporthalle überleitet. Ein großzügiger Unterschnitt im Erdgeschoss führt in das Foyer und die große offene Pausenhalle der Schule, die sich über den Splitlevel-Versatz in die Schulmensa erweitert. In der Gemeinsamkeit dieser beiden Bereiche entsteht ein multifunktional nutzbarer Aktionsraum, der alle drei Schulbereiche gleichberechtigt zusammenführt. In den Obergeschossen nimmt die gemeinsam genutzte Raumspange die übergreifenden Bereiche von Lehrerzimmer, Bibliothek und Fachklassen auf. Die einzelnen Fachcluster orientieren sich zum Pausenhof und bilden konzentrierte Lernbereiche. In den jeweiligen Ebenen werden die Schnittstellen der Fachbereiche durch einen halbgeschossigen Splitlevel-Versatz abgezeichnet, der den Clustern innerhalb des Schulgebäudes räumliche Eigenständigkeit ermöglicht. An den Übergängen werden flexibel nutzbare Kommunikationszonen mit Raum für individuelle Gruppenarbeit ausgebildet.
Obergeschosse, Schnitt und Ansicht West 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Für uns ist es besonders wichtig, die der Bauaufgabe innewohnende Chance zu nutzen und den für die Entwicklung eines ganzen Quartiers entscheidenden Impuls des öffentlichen Lebens zu setzten. Die Institution Schule definieren wir hierbei als multifunktional nutzbaren Raum, der im Innen- und Außenraum einen deutlich erfahrbaren Mehrwert generiert. Hierzu zählen wir auch die besondere Gebäudetypologie, die in einem übergreifenden Schulgebäude individuelle, fachspezifisch eigenständige Lernbereiche ausbildet.
Ansichten Nord und Ost 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Die im Wettbewerb erarbeitete Materialstrategie setzt auf ein Höchstmaß an Flexibilität und Werthaltigkeit der räumlichen Strukturen. Material des konstruktiven Systems ist Stahlbeton, der im Ausbau um leichte Elemente aus Holz ergänzt wird. Im Bereich der Fassade sind Holz und hinterlüftetes Klinkermauerwerk vorgeschlagen.
Detail 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Ziel ist es, das Gebäude zu Beginn des Schuljahres 2015/16 schrittweise an den Nutzer zu übergeben. Für die detaillierte Darstellung der Planungs- und Bauzeiten bzw. des Fertigstellungstermins gilt es, zunächst die Planung aller Beteiligten weiter zu präzisieren und die im Wettbewerb formulierte Anforderung einer schrittweisen Realisierung über mehrere Bauabschnitte abschließend durch den Bauherrn zu bewerten.
Modell 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 05/2012
Berufliche Oberschule Regensburg
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Theodor Hugues, Vors.
Prof. Uta Stock-Gruber
Prof. Anne Beer
Carola Schäfers
Friedrich Bär
Ewald Procher

1. Preis
Schulz & Schulz
Leipzig

2. Preis
Pussert Kosch
Dresden

3. Preis
Twoo Architekten
Köln

4. Preis
fpa Frank und Probst
München

5. Preis
Harter & Kanzler
Freiburg