Einzelhäuser mit Wohngruppencharakter

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Mai 2, 2012

Diezinger Architekten gewinnen den Wettbewerb Caritas-Zentrum St. Vinzenz in Ingolstadt. Norbert Diezinger stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Lageplan 
Welche Antworten gibt Ihr Entwurf auf die Frage, die der Wettbewerb stellt?
Da es sich, sowohl vom Zuschnitt als auch von der äußeren Lärmbelastung um ein besonders schwieriges Grundstück handelt, musste der Entwurf mit seinem kompletten Programm sorgfältig auf dem Areal positioniert werden. Es ist uns gelungen ein unverwechselbares Haus mit eigener Identität zu entwerfen, das gleichzeitig durch die Einzelhäuser den Wohngruppencharakter eines Wohnheimes für Jugendliche `transportiert´.
Erdgeschoss 
Wie kamen Sie zu den Baukörpern?
Die Entwicklung von insgesamt drei Baukörpern kommt einerseits aus der Anforderung nach differenziert organisierten Wohngruppen mit Kinderkrippe, andererseits war uns wichtig eine baukörperlich gegliederte Wohnanlage zu gestalten, die auf den unmittelbaren städtebaulichen Kontext eingeht. Höhenstafffelung und Anordnung der Baukörper beziehen das angrenzende Gebäudevolumen der Kinderdorfaußenstelle selbstverständlich mit ein. An der Straße setzt der höchste Baukörper einen städtebaulichen Akzent. Im Außenbereich entstehen aus der Figuration der Baukörper gut nutzbare Höfe.
Ansicht Süd-West, Schnitt 
Können Sie uns durch das Gebäude führen, als ob es schon fertiggestellt wäre?
Das Wohnheim wird über den mittleren Baukörper zentral erschlossen. Hier befinden sich im Erdgeschoß die Gemeinschaftsbereiche, die von allen genutzt werden. Im Geschoß darüber ist über Treppe bzw. Aufzug eine Sonderwohngruppe erreichbar. Das dreigeschossige Nachbargebäude an der Straße wird ebenfalls von hier aus erschlossen und beherbergt, auf drei Geschosse verteilt, jeweils eine autarke Wohngruppe mit 8 Jugendlichen. Jede Wohngruppe hat neben den einzelnen Zimmern einen zentralen Kern der an einem Lichthof angegliedert ist: Gemeinschaftsraum mit Küche und Essraum. Die Kinderkrippe hat eine separate Außenerschließung und beinhaltet auf jeder Etage zwei Gruppenräume mit zugehörigen Nebenräumen, die – als Besonderheit – über eine Rampe zu begehen sein wird.
Ansichten Nord-West und Süd-Ost 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Ein Wohnheim für behinderte Jugendliche stellt besondere Anforderungen insbesondere an die Innenraumgestaltung, weshalb uns zum Einen wichtig war die einzelnen Wohngruppen als in sich abgeschlossene Einheiten zu gestalten, die den gewünschten `familiären´ Charakter bekommen sollten, zum Anderen spielte das Zentrum der Wohngruppe als Ort des gemeinschaftlichen Handelns eine wichtige pädagogische Rolle. Mit der ringförmigen Anordnung der Einzelzimmer um die gemeinsam genutzten Räumen im Zentrum konnte diese Ziel umgesetzt werden. Gute Übersichtlichkeit, kurze Wege und natürlich belichtete Flurbereiche ergänzen das Konzept durch den mittig angelegten Innenhof.
Detail 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Es ist beabsichtigt die Wohnanlage in zwei Bauabschnitten zu realisieren. Da man bezüglich der Kinderkrippe auf zeitlich gebundene staatliche Zuschüsse angewiesen ist, soll dieser Abschnitt zuerst gebaut werden und bis Ende 2013 fertig gestellt sein. Der anschließende Bauabschnitt soll ein Jahr später in Betrieb gehen. Aus diesem Grund ist beabsichtigt die gesamte Konstruktion der Gebäude in gut vorzufertigender Holzbauweise zu realisieren.
Modell (Foto: Diözesanbauamt Eichstätt) 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 04/2012
Caritas-Zentrum St. Vinzenz in Ingolstadt
Einladungswettbewerb

Jury
Prof. Jörg Homeier, Vors.
Karlheinz Beer
Werner Rausch
Renate Preßlein-Lehle
Richard Breitenhuber

1. Preis
Diezinger Architekten
Eichstätt

2. Preis
Dressler_Mayerhofer Architekten
München

3. Preis
bodensteiner fest architekten stadtplaner
München