Kinderhäuser am Hang

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Apr. 25, 2012

Jachin Frenzel gewinnt den Wettbewerb um den Neubau der Kindertagesstätte St. Hildegard in Marbach/Neckar und stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Lageplan 
Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?
Anstelle des in die Jahre gekommenen alten Kindergartens sollte ein Neubau für eine Krippengruppe und zwei Kindergartengruppen entwickelt werden. Das Gebäude zeigt sich zur Stadt hin selbstbewusst in eigenständiger, massiver Formensprache, fügt sich aber dennoch mit seiner durchlässigen Struktur der drei aufgereihten Gruppenhäuser gut in die heterogene Nachbarschaft der teilweise recht alten Villen ein. Kinder, Erzieher und Eltern sollen hier einen neuen Identifikationspunkt erhalten, der Orientierung, Geborgenheit, aber auch genügend Freiraum bietet.
Sichtachsen, Platzbildung, Durchlässigkeit 
Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?
Das etwa neun Meter abfallende Hanggelände war in der Tat eine große Herausforderung. Von Anfang an war klar, dass ich die vom Nutzer gewünschte Anordnung der drei Gruppen auf einer Ebene unbedingt umsetzen wollte, obwohl dies bedeutet, einen Großteil der Nutzfläche in der obersten Ebene unterzubringen. Um trotzdem noch einen großen zusammenhängenden Garten zu erhalten, wurde die Gartenfläche als Plateau ausgebildet, das sich aus dem Hang herausschiebt und jedem Gruppenraum einen ebenerdigen Gartenzugang ermöglicht. Um auf dem sehr engen und langgezogenen Grundstück nicht zu viel Fläche zu verlieren, wurden die Stellplätze teilweise unter das Haus geschoben. Die Höhendifferenz zwischen Eingang bzw. Parken und den Gruppenhäusern wurde mit der Gemeinschaftsebene gefüllt. Eine interne Erschließungsachse mit angeschlossenem Aufzug ermöglicht die zwei gewünschten barrierefreien Zugänge von oben und von unten.
Schnitt 
Wie organisieren Sie die Kindertagesstätte?
Die Funktionen werden auf drei Ebenen verteilt: die Eingangsebene mit Stellplätzen und Technik, darüber die Gemeinschaftsebene mit Foyer, Essbereich, großem Mehrzweckraum und Nebenräumen, auf oberster Ebene die Gruppenhäuser mit direkt zugänglichem großem Freibereich. Die Gruppenhäuser sind mit einer internen Erschließungsachse verbunden und bilden eigenständige, übersichtliche Einheiten. Kleingruppenräume und Mehrzweckräume sind so angeordnet, dass sie gruppenübergreifend genutzt werden können.
Ebenen 0, 1 und 2 
Welche Freiraumqualitäten sind vorgesehen?
Der Garten wird durch die Ausbildung des Plateaus an alle Gruppenräume ebenerdig herangeführt. Vor denen bilden sich hofartige Bereiche, was vor allem für die Krippengruppe einen abgetrennten eigenen Freibereich ermöglicht. Eine große gemeinsame Aktionszone entwickelt sich um die schönen bestehenden Bäume im Süden des Grundstücks und bietet vielfältige Spiel- und Erlebnismöglichkeiten. Vor dem Haupteingang wird ein Vorplatz als Treffpunkt ausgebildet.
Ansicht Süd-West 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Wesentlich war für mich die Einfügung und Verortung in der Umgebung. Durch die Wahl der Materialien und der Konstruktionsart wird dieser Ansatz noch verstärkt: ein massiver Baukörper, der Sicherheit und Dauerhaftigkeit ausstrahlt, eine schützende Geste zur Straße bildet, sich zum Garten und zur Sonne öffnet, zu den Nachbarn Durchlässigkeit signalisiert.
Ansicht Nord-Ost 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Den gibt es, Dezember 2013.
Modell (Foto: Volker Rosenstiel, Freiburg im Breisgau) 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 04/2012
Neubau Kindertagesstätte St. Hildegard in Marbach/Neckar
Begrenzt offener Wettbewerb mit Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Fritz Auer, Vors.
Dr. Heiner Giese
Fritz Hack
Alexander Vohl
Dieter Wanner
Markus Hochmuth
Oliver Merkelbach
Herbert Pötzsch
Ernst Morlock

1. Preis
Jachin Frenzel
Vahingen/Enz

2. Preis
Günter Hermann Architekten
Stuttgart

3. Preis
Wolfgang Vögele
Stuttgart