Friedrich-Loeffler-Institut Insel Riems bei Greifswald – Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit

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Jahr
2013

Mit dem Neubau der Labor- und Tierhaltungsbereiche des Friedrich-Loeffler-Instituts entsteht auf der Insel Reims an historischer Stelle eines der fünf modernsten Forschungsinstitute für Tiergesundheit weltweit.

Masterplan / Städtebau – Die Umsetzung des Entwurfs schafft auf der Insel eine städtebauliche und landschaftsarchitektonisch übergeordnete und entwicklungsfähige Ordnung. Die räumlich strukturierenden Grundprinzipien lassen sich wie folgt beschreiben: Die großen Neubauten des Projekts, Labore und Stallungen, beschränken sich in ihrer Ausdehnung konsequent auf das so genannte Stammgelände der Institutslandschaft. Die alte Lindenallee wird dabei zu einem natürlichen, raumbildenden und ordnenden Landschaftselement. Ihr entgegengesetzt, wird die artifizielle Erschließungsstraße in West-Ost-Richtung, die so genannte „Innere Straße“. Eingeschoben zwischen dem Komplex der Labor- und Tierhaltungsgebäude, bildet diese die zentrale Erschließungsader der neuen Anlage und bindet die beiden ebenerdigen Eingangsonen zu einer Einheit zusammen. Ein durchgängiges System von neuen und alten Ordnungslinien und Bezügen etabliert sich und wird mit den bestehenden Straßen und Wegen der Insel verknüpft. Die zukünftige Hauptzufahrt über die bestehende Straße am Südufer hin zum neuen Pfortengebäude bietet mit ihrem attraktiven Ausblick auf die Schilfzone und die offene Gristower Wirk einen angemessenen Auftakt in der Annäherung an das Friedrich-Loeffler-Institut.

Architektur – Die Anordnung der Neubauvolumen entwickelt das städtebauliche und landschaftsarchitektonische Thema von Offenheit und Geschlossenheit, Weite und Enge weiter. Es entstehen verdichtete Orte mit einer eigenen, spezifischen Identität und Orientierung. Dies wiederum erlaubt es, weite und offene Räume zu gestalten und die Insel selber als eine fließende Landschaft zu begreifen. Ein wichtiger Aspekt für die Formulierung der Architektur ist der stark durch horizontale Linien geprägte Kontext. Alles ist flach und in die Länge gezogen. Einzelne Bäume stehen turmartig in der Landschaft, ein Kamin oder ein Kirchturm, wie derjenige von Gristow, wird zur wichtigsten vertikalen Landmarke. Der Aufriss der großen Bauvolumen der Labor- und Tierhaltungsgebäude präsentiert einen flachen und lang gestreckten Baukörper. Dachaufbauten integrieren sich in die klar und scharf geschnittenen kubischen Formen, die neue Schornsteinanlage setzt als Entsprechung und Gegenstück zum bestehenden Kamin des alten Heizhauses ein einprägsames vertikales Zeichen. Auf der Nordseite schließt das Nordkliff und dessen dichter Bewuchs die räumliche Sequenz ab und definiert den Übergang zur See. Gegen Süden bildet die dreigeschossige und ruhige Laborfassade eine klare Trennlinie zum frei fliessenden Landschaftsraum davor. Dieser dient als „Bühne“ für die Situierung des Karree-Ensembles - bestehendes Hauptgebäude und den Ersatzneubauten - sowie des alten Heizhauses. Labor- und Stallgebäude bilden einen zusammenhängenden Komplex. Darin eingelassen ist das schalenförmige Element der „Inneren Straße“. Hier sind die Eingänge angeordnet, Brücken zwischen den Obergeschossen verbinden die beiden Bauten. Auf diese Situation der Verdichtung reagieren die Erdgeschossfassaden mit Offenheit und Transparenz. Die äußeren Fassaden hingegen antworten in Form einer Lochfassade zurückhaltend und ruhig auf die Weite und Offenheit der umgebenden Landschaft.

Fassade – Eine hinterlüftete Vormauerschale in Klinker prägt die äußere Erscheinung der großen Neubauten von Labor- und Tierhaltungsgebäude. Dieser in der Region traditionell stark verbreitete Baustoff ist sowohl kulturell und handwerklich als auch visuell vertraut. Er besitzt die Fähigkeit, über einen ausgesprochen langen Zeitraum und über alle Jahreszeiten hinweg eine emotional positive und zugängliche Atmosphäre zu schaffen. Witterungseinflüsse und das stetig wechselnde Licht auf Riems beeinflussen seine optische Erscheinung. Es entsteht ein Dialog mit dem Kontext, mit der Natur wie auch mit den bestehenden Klinkerbauten. Dies generiert eine starke Verwandtschaft der Architektur mit der Institutslandschaft und der natürlichen Verortung auf der Insel. Zudem ist das Material enorm widerstandsfähig und insofern auch eine schlüssige Antwort auf die exponierte Lage an der See. Das Thema von Weite und Dichtheit des Masterplanes wird mit dem Klinker bis an das kleinste Bauelement - dem einzelnen Stein - weiter getragen. Aus der Distanz wirkt die Fassade ruhig, klar und homogen. Die einzelnen Steine werden nicht bewusst wahrgenommen, die Flächen verfügen jedoch über eine lebendige und tiefenwirksame Ausstrahlung. Nähert sich der Betrachter dem Gebäude, werden die einzelnen Steine Schritt für Schritt besser sichtbar. Dies schafft Vertrautheit und verleiht den großen Gebäuden über diesen kleinsten Baustein eine menschliche Maßstäblichkeit. Die verglasten Fassaden im Erdgeschossbereich der „Inneren Straße“ reagieren komplementär auf die Lochfassaden auf der Außenseite der Gebäude. Sie begegnen der räumlich dichten Situation mit Offenheit und Transparenz. Die Wand existiert als Thema nicht, das Glas wird - von der ausschließlich technischen Funktion befreit - zum gestalterischem Element. Dabei spielt der hohe Grad an Transparenz auch eine große Rolle im Sicherheits- und Kommunikationskonzept. Analog zum Phänomen der maßstäblichen Wirkung des Klinkers wird mittels der Einteilung und Proportionierung der Gläser der enormen Länge der Gebäude von 230 m ein menschlicher Maßstab entgegengesetzt. So sind die bewusst gewählten Formate der Gläser Abbild eines Proportionierungssystems analog der Fibonacci-Reihe, welches sich über die ganze Länge der Fassade entwickelt. Die Farbgebung der Glasscheiben leitet sich aus der Analyse der Farbpalette des Kontextes ab. Die Sichtbetonoberfläche der „Inneren Straße“ dient dabei als Leinwand und Projektionsfläche für die farbigen Schatten der Gläser und wird zum räumlich erlebbaren Ort für die sich täglich verändernde Einwirkungen von Licht und Wetter.

Funktionalität – Die betrieblichen Rahmenbedingungen und deren Anforderungen an die Funktionalität bestimmten den Entwurf des Layouts in hohem Maße. Das Doppelgebäude von Labor und Stall bildet den Kern der Anlage. Der Komplex besteht aus einem übertiefen Baukörper für die Tierhaltungsräume und einem schmalen Riegel für die Labore. Die Sicherheitsbereiche werden von West nach Ost ansteigend angesiedelt. Im Laborgebäude im Westen beginnend mit der Zellbank, Laborbereich L2/S2, darin integriert der Bereich L3**/S2, anschließend der Bereich L3/S3 und als Abschluss der Hochsicherheitsbereich L4/S4. Im Stallgebäude sind es die Bereiche L2/S2, L3**/S2, L3/S3. und L3+/S3. Der Laborbereich L3+/S3 wird direkt an den Letzteren angekoppelt und bildet den Abschluss gegen Osten. Die Medienzentrale mit Energieerzeugungsanlagen wird im Lastschwerpunkt zwischen die Bereiche L2/S2 und L3**/S2 eingeschoben und erhält einen eigenen Wirtschaftshof. Das Laborgebäude verfügt über eine klassisch dreibündige Struktur. Die Nutzflächen verteilen sich auf die drei oberirdischen Geschosse. Im übertiefen Stallgebäude befinden sich die Nutzflächen vorwiegend im Erdgeschoss, Ober- und Untergeschosse werden von den technischen Installationen beansprucht. Die Gebäude sind als Betonmassivbauten konzipiert. Aufgrund der hohen Anforderungen an die Unterdruckhaltung und Gasdichtigkeit werden die Außenwände als homogene Stahlbetonscheiben ausgebildet. Vorgeblendet ist eine hinterlüftete Klinkerschale.

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