Türdrücker FSB 1262 von Shigeru Ban

Aluminium, Carbon und Japan

Thomas Geuder
8. Mai 2018
Der Türdrücker FSB 1262 von Shigeru Ban ist eine Referenz auf dessen vielseitig eingesetzten Papierröhren. (Bild: FSB)

Produkt: FSB 1262 | Hersteller: Franz Schneider Brakel GmbH + Co. KG (Brakel, DE) | Design: Shigeru Ban (Tokyo, JP)

Shigeru Ban gehört zu jener Architekten-Generation aus Japan, die mit ihrem besonderen Gespür für Raum, Hülle und Struktur weltweit architektonische Zeichen gesetzt haben, etwa mit dem Curtain Wall House in Tokyo (1995), der japanischen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover, dem Centre Pompidou-Metz (2010) oder dem Tamedia Gebäude in Zürich (2013), um nur einige wenig zu nennen. Aber auch das gehört zu der Persönlichkeit des im Jahr 2014 mit dem Pritzker-Preis geehrten Architekten: Seit vielen Jahren entwickelt er Leichbausysteme, die schnell und umkompliziert in Katastrophen- und Kriegsgebieten errichtet werden können und als Schutzunterkunft dienen. Auch temporäre Schulen, Kirchen und sogar Konzertsäle sind so entstanden, wie beispielsweise in der von einem Erdbeben zerstörten italienischen Stadt L’Aquila in Italien. Wichtigstes Grundelement seiner Architektursprache ist die (erstmals im Jahr 1986 bei der Zusammenarbeit mit dem japanischen Modedesigner Issey Miyake eingesetzte) Röhre, die bei ihm meist aus Papier besteht. Dieses formale Grundelement findet sich seit Kurzem in dem Türdrücker FSB 1262 wieder, den Shigeru Ban für die Franz Schneider Brakel GmbH & Co. KG – besser bekannt als FSB – entworfen hat. Das Besondere dabei ist jedoch die Materialität, die für beide rechtes Neuland ist: Shigeru Bans Entwurf kombiniert eine Handhabe aus Carbon mit einem Drückerhals aus Aluminium. Diese Materialwahl hat quasi handfeste Vorteile: Der im Rohzustand noch flexible Werkstoff hat nach der Aushärtung eine um den Faktor 5 höhere Festigkeit als Stahl – und dabei ein besonders geringes Gewicht. So können etwa Hohlformen gefertigt werden, die ohne Verstärkung im Kern auskommen. Bei der Herstellung der Hohlform-Handhabe von FSB 1262 wurden Fasermatten mit einer sehr feinen Webstruktur verwendet. Der Querschnitt der Handhabe ist eine griffige Ellipse, die im 45 Grad-Schnitt einen Kreis bildet. Der Türdrücker ist eingebettet in seine abgestimmte Produktfamilie aus Glastürbeschlag, Drückern für Rahmentüren, Knöpfen und Fenstergriff. Wichtig für‘s Gefühl: Die Handhabe ist nicht lackiert, weshalb die Hand beim Zugreifen in den Genuss der reinen Carbon-Haptik kommt. Das mag für den ein oder anderen speziell sein, doch genau solche überraschenden Spezialitäten sind es, die die Architektur von Shigeru Ban ausmachen können. So gesehen: tatsächlich ein echter Shigeru Ban.

Shigeru Bans Entwurf kombiniert eine Handhabe aus Carbon mit einem Drückerhals aus Aluminium. (Bild: FSB)
Temporäre Konzerthalle in L'Aquila/Italien (2011). (Quelle: FSB-Blog.de)
Temporäre Grundschule in Hualin/China (2008). (Quelle: FSB-Blog.de)
Paper Log House in Bhuj/Indien (2001). (Quelle: FSB-Blog.de)
Paper Partition System 4, Japan (2011). (Quelle: FSB-Blog.de)
Als Alternative zur Aluminium-Carbon-Ausführung offeriert FSB eine vollständig aus Aluminium gefertigte Variante. (Bild: FSB)

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