Neue Beleuchtung des Dom-Museums in Florenz

Lebendig modelliert

Thomas Geuder
4. Dezember 2017
Der Lichtplaner Massimo Iarussi aus Florenz hat die Objekte im Dom-Museum Florenz gekonnt in Szene gesetzt. (Bild: Dirk Vogel / Erco)

Projekt: Renovierung Dom-Museum (Florenz, IT) | Lichtplanung: Studio Massimo Iarussi (Florenz, IT) | Bauherr: Opera di Santa Maria del Fiore (Florenz, IT) | Hersteller: Erco GmbH (Lüdenscheid, DE), Kompetenz: Lightscan, Optec, Pantrac, Parscan, Pollux, Quintessence, Skim | weitere Projektdaten siehe unten

Gemessen an der Länge des Längsschiffs ist der Florentiner Dom immerhin die viertgrößte Kirche in Europa. Berühmt ist das Gotteshaus jedoch vor allem durch die Kuppel, die 1417 von dem italienischen Architekten und Bildhauer Filippo Brunelleschi entworfen und bis 1434 errichtet wurde und heute als einer der Höhepunkte der Renaissance gesehen wird. Die zweischalige Konstruktion trug sich von Beginn an selbst und konnte so ohne Lehrgerüst errichtet werden – eine bauliche Sensation. Doch auch die weithin sichtbare Marmorfassade trägt zur Bekanntheit des Bauwerks bei, auch weil sie sich über die Jahrhunderte ein paar Mal verändert hat, geschuldet dem wechselnden Geschmack. So ist ein Teil der ursprünglichen Fassade, die noch vom Baumeister der ersten Stunde Arnolfo di Cambio entworfen wurde, heute eines der zentralen Ausstellungsstücke im Dom-Museum, in dem noch zahlreiche weitere Plastiken und Artefakte aus dem Dom zu sehen sind.

Fokussiert auf die Kunstwerke nimmt sich die Lichtplanung in der Allgemeinbeleuchtung zunächst zurück. (Bild: Dirk Vogel / Massimo Iarusso)

Nachdem das Dom-Museum in den vergangenen Jahren nach Plänen des Büros Guicciardini & Magni Architetti neu gestaltet wurde, zählt es heute zu den touristischen Highlights der toskanischen Kunstmetropole. Dazu beigetragen hat auch der Lichtplaner Massimo Iarussi aus Florenz, der die bedeutendste Sammlung Florentiner Bildhauerkunst des Mittelalters und der Renaissance gekonnt in Szene gesetzt hat. „Wenn eine Sammlung fast ausschließlich aus Skulpturen besteht, wird das Lichtmanagement zum entscheidenden Faktor der Präsentation. Denn Statuen und Reliefs benötigen aufgrund ihrer Plastizität und ihrer Schattenzonen eine differenzierte Beleuchtungsweise“, beschreibt Monsignor Thimothy Verdon, Direktor des Dom-Museums. Etwa im „Salone del Paradiso“, ein hoher Raum beinahe mit außenräumlichen Qualitäten, in dem zahlreiche Kunstwerke zu sehen sind, die auch für den Außenraum geschaffen wurden. Zu sehen sind dort die Bronzetüren, die Lorenzo Ghiberti im 15. Jahrhundert für das Baptisterium schuf, außerdem – gegenüber – besagte Fassade, als maßstabsgetreues Modell freilich, in das die erhalten gebliebenen Statuen und Reliefs integriert wurden. Ergänzend zum Tageslicht werden hier einzelne Skulpturen von Strahlern akzentuiert.

Im „Salone del Paradiso“ mit der Nachbildung der alten Fassade des Doms herrscht Tageslicht vor, das von Kunstlicht ergänzt wird. (Bild: Dirk Vogel / Erco)

Sein Lichtkonzept für die rund 750 Objekte auf einer Gesamtfläche von rund 6.000 m² in 25 Sälen hat Massimo Iarussi mit gut 1.500 Leuchten in 50 verschiedenen Konfigurationen umgesetzt, sowohl innen als auch außen (Erco). Dabei ist er mit äußerster Vorsicht umgegangen, damit die Leuchten optisch in den Hintergrund treten und so die Ausstellung nicht stören. Zugute kommt ihm auch, dass alle Leuchten mit LEDs bestückt sind und deswegen entsprechend klein und zudem gestalterisch zurückhaltend sind. Das Licht soll möglichst natürlich erscheinen, hie und da aber auch den Charakter und Tiefe der Plastiken herausarbeiten oder auch als diffuses Licht für eine gute Allgemeinbeleuchtung sorgen. Im Eingangsbereich befindet sich eine Marmorwand mit den Namen all derer, die über die Jahrhunderte an den zahlreichen, ausgestellten Werken gearbeitet haben. So zieht Massimo Iarusso den Besucher stets in den Bann, und das (fast) allein durch das richtige Licht für die wertvollen und kunstvollen Objekte und die nun modern ausgestalteten Räume.

Natürlich sind auch die revolutionäre Kuppelkonstruktion sowie das gesamte Dom-Bauwerk Thema der Ausstellung. (Bild: Dirk Vogel / Massimo Iarusso)
Die Dom-Fassade stand auch Pate für einen Boden im Museum. (Bild: Dirk Vogel / Massimo Iarusso)
In die Marmorwand im Eingangsbereich sind die Namen derer eingemeißelt, die über die Jahrhunderte an den zahlreichen, ausgestellten Werken gearbeitet haben. (Bild: Dirk Vogel / Massimo Iarusso)
Beleuchtungskonzept Salone del Paradiso (Quelle: Massimo Iarusso)
Detail Beleuchtung Marmorwand (Quelle: Massimo Iarusso)
Insgesamt 1.500 Leuchten in 50 verschiedenen Konfigurationen wurden in den renovierten Räumen eingesetzt. (Bilder: Erco)
Gemessen an der Länge des Längsschiffs ist der Florentiner Dom der viertgrößte Kirchenbau in Europa. (Bild: Dirk Vogel / Erco)

Projekt
Renovierung des Dom-Museums
Florenz, IT

Lichtplanung
Studio Massimo Iarussi
Florenz, IT

Bauherr
Opera di Santa Maria del Fiore
Florenz, IT

Hersteller
Erco GmbH
Lüdenscheid, DE

Kompetenz
Lightscan, Optec, Pantrac, Parscan, Pollux, Quintessence, Skim

Architektur und Ausstellungs-Design
Natalini Architetti
Florenz, IT

und
Guicciardini & Magni Architetti
Florenz, IT

Elektroplanung
Studio Tecnico Associato G.M. Engineering
Florenz, IT

Geschossfläche
6.769,15 m²

Kosten Ausstellung
5.300.000 EUR

Kosten Umbau/Renovierung
6.500.000 EUR

Fertigstellung
2016

Fotografie
Dirk Vogel


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