Schönbrunn

Dorf für Alle

Peter Petz
25. Mai 2016
Modell

Peter Petz: Das gemeinnützige Franziskuswerk und die Viktoria-von-Butler-Stiftung planen in Schönbrunn ein Inkusionsdof mit mehr als 1000 Bewohnern. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?
Michael Gebhard: Schönbrunn stellt sich heute als ein Ort dar, der mit Kirche und Schloß, gottseidank, einen markanten räumlichen Anker besitzt, dem ansonsten aber derzeit noch erkennbare räumliche Zusammenhänge und Aufenthaltsbereiche fehlen. Es gibt zuviele lediglich auf ihrem Grundstück optimal abgestellte Gebäude, denen der freiräumliche Zusammenhang fehlt. 

Luftbild

Welche Antworten gibt Ihr Entwurf auf die Frage, die der Wettbewerb stellt?
Schönbrunn will ein attraktiver, lebenswerter Ort werden, in dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben wollen. Für einen Ort, der derzeit hauptsächlich aus einer Bewohnerschaft aus Behinderten und ihren Betreuern besteht, ist das eine Herkulesaufgabe. Unser Beitrag versucht eine eine räumliche Struktur für die notwendigen Angebote für eine Umstrukturierung zu entwickeln. Zentrales Element ist dabei ein langgestreckter zentraler Anger, der in seiner räumlichen Abfolge verschiedene zentrale Nutzungen einbindet und einen Bezug zwischen der Haupterschließungsachse, an der auch der Kirchenkomplex liegt, und der freien Landschaft herstellt. Die meisten der vorhandenen Wegeverbindungen im Ort erhalten damit einen Fokus.

Lagplan

Können Sie uns kurz die geplanten Maßnahmen erläutern durch die geplanten Entwicklungsstufen führen?
Die Gesamtaufgabe erfordert ein großes Spektrum an Maßnahmen. Wichtig ist dabei, daß alle im Kontext eines räumlichen Gesamtkonzeptes gesehen werden. Es braucht in einem für die Größe von Schönbrunn angemessenen Maße, Einkaufmöglichkeiten, Arbeitsangebote, attraktive Wohnangebote, unter anderem für junge Familien. eventuell eine Kinderbetreuungseinrichtung. Eine Schule ist bereits vorhanden, ein Neubau befindet sichin Planung.
Wichtig wird sein, ein identitätsstiftendes Ankerprojekt zeitnah zu realisieren, um den Aufbruch vor Ort deutlich werden zu lassen. Dies könnte der erste, der zentral gelegene, Teil unseres «Dorfangers» sein.
Zeitgleich sind die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die neuen Wohnangebote zu schaffen.

Maßnahmen und Entwicklungsstufen

Welches dorfräumliche Thema war Ihnen besonders wichtig?
Wichtig ist uns aus dem bestehenden Strukturen und den neu dazukommenden Gebäuden eine vielfältige Einheit zu formen. Räumlich legen wir immer größten Wert auf gut verständliche und mit räumlichen und architektonischen Merkpunkten angereicherte Wegeverbindungen. Sie haben maßgeblichen Einfluß auf das räumliche Klima, die Ausstrahlung eines Ortes. Es muß ein Zusammenspiel zwischen Freiräumen, Hausfassaden und Hauseingängen entstehen. Alltägliche Wege müssen angereicht werden und Möglichkeiten für ungeplante Begegnungen bieten. Lokale Abschottung muß vermieden werden. Dafür schafft unser räumliches Konzept die Voraussetzungen. Man könnte das auch räumliche Inklusion nennen.

Anmutung

Ist schon ein Rahmenplan in Arbeit?
Nein, soweit ist es noch nicht. Der Stiftungsrat wird noch im Mai abschließend über die Beauftragung entscheiden. Danach wird ein längerer, konstruktiver Planungsprozess hoffentlich zügig beginnen können. Es braucht ein starkes und flexibles Konzept, einen festen Glauben und ein großes Durchhaltevermögen, um zum angestrebten Ziel zu gelangen.

Modell

Schönbrunn
Einladungswettbewerb / Städtebaulicher Realisierungswettbewerb

Jury
Prof. Ulrich Holzscheiter, Vors. | Prof. Annegret Boos-Krüger | Bernhard Peck | Georg Meier | Josef Mederer | Stefan Löwl | Dieter Kugler | Markus Tolksdorf

1. Preis
Architekt: MORPHO-LOGIC | Architektur und Stadtplanung, München
Landschaftarchitekt: Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten BDLA, Bockhorn

2. Preis
Architekt: Zwischenräume, München

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