Erweiterung des Grundschulzentrums Am Dorfanger, Petershagen/Eggersdorf

Brücken bauen

Peter Petz
10. April 2017
Blick von der Mittelstraße

Peter Petz: Am östlichen Stadtrand von Berlin soll in der Gemeinde Petershagen/Eggersdorf das «Grundschulzentrum Am Dorfanger» um einem Schulergänzungsbau und eine Zweifeld-(Schul-) Turnhalle mit Sportaußenanlagen erweitert werden. Welche Antworten gibt Ihr Entwurf auf die Frage, die der Wettbewerb stellt?
Joachim Staudt: Am Anfang des Wettbewerbs steht für uns immer die Frage: Wie können wir den öffentlichen Raum stärken? Welche Potenziale hat das gestellte Programm für die Öffentlichkeit? Die schnell wachsende Gemeinde im «Speckgürtel» von Berlin erhält nicht nur einen neuen, klar gegliederten Campus mit einem zentralen Grundschulboulevard, sondern auch einen Quartiersplatz, der als attraktiver Treffpunkt für die Anwohner auch außerhalb der Schulzeiten gut nutzbar ist. Der Neubau der Grundschule «baut eine Brücke» zu dem gerade frisch sanierter Typen-Schulbau aus der DDR und bezieht ihn bewusst in die Raumfolge ein, statt ihn «links liegen zu lassen». Bei der Interpretation des Programms der Schule haben wir den Aspekt der engen Vernetzung von Lernen und Spielen herausgearbeitet. Klassenräume und Hort bilden eine räumliche Einheit. Attraktive Freiräume, sind mit Terrassen und Gärten im Erdgeschoss und über Loggien auch im Obergeschoss an die Lern- und Spielbereiche unmittelbar angebunden. Die Wege für die kleinen Schülerinnen und Schüler zum Schulhof sind in einem zweigeschossigen Gebäude sehr kurz. Begrünte Innenhöfe bringen viel natürliches Licht in die Flure, das schafft eine entspannte Atmosphäre und zusätzliche Spielflächen zur Erholung im Haus. 

Lageplan

Wie organisieren Sie das Grundschulzentrum?
Der neue Quartiersplatz geht fließend in das langgestreckte Foyer der neuen Grundschule über. Die gemeinschaftlich genutzte Mensa und die Aula bilden «die Brücke», das verbindende Glied zwischen den beiden Gebäuden. Das weit auskragende Obergeschoss verknüpft die Mensa mit dem Schulhof und bildet einen geschützten Außenbereich bei Regenwetter. Die Hort- und Klassenräume der Jahrgangsstufen 1 und 2 sind im Erdgeschoss angeordnet. Eine gut auffindbare und zentral gelegene Treppe erschließt das Obergeschoss. Hier befinden sich die gemeinschaftlich genutzten Fachräume, der Lehrerbereich und die eigenständigen Raumgruppen der Jahrgangsbereiche 3 und 4. Die größeren Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse sind im 4-geschossigen Altbau aus der Zeit der DDR untergebracht.

Grundriss Erdgeschoss
Schnitt

Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Wir arbeiten sehr gerne im Gebäudebestand und verknüpfen bestehende Strukturen mit zeitgemäßen Räumen. Das neue Grundschulzentrum wird gerade auch dadurch spannend, dass es ein Gebäudeensemble ist, mit einem Schulhaus der Gründerzeit, Gebäuden aus der Epoche der DDR, und den von uns gestalteten zeitgenössischen Gebäuden. Alles Protagonisten, die selbstbewusst und eigenständig nebeneinander bestehen können. Ein Stück weit wird man auf dem Campus zukünftig eine Kulturgeschichte des Lernens nachvollziehen können.

Ansicht West
Ansicht Ost
Ansicht Nord

Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Sowohl beim Schulneubau, als auch bei der Sporthalle arbeiten wir mit den Materialien Beton und Holz. Beim Schulneubau gliedern Geschossbänder aus Betonfertigteilen die Fassade horizontal und verbinden optisch die einzelnen Gebäudeflügel. Zwischen den Geschossbändern schlagen wir eine vertikale Verschalung aus Lärchenholz vor. Die Verbindung von Holz und Beton in der Fassade, aber auch im Innenausbau finden wir sehr spannend. Mit vorbewittertem Holz schlagen wir einen kostengünstigen und nachhaltigen Baustoff vor, der zudem wartungsarm und dauerhaft ist. 

Details Sporthalle und Schule

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Das Wettbewerbsverfahren wurde als integrierter Wettbewerb durchgeführt, der die Planungsbereiche zu Landschaft, Tragwerk und Haustechnik umfasst. Das ist sehr gut für den weiteren Projektverlauf, da die uns im Wettbewerbsverfahren unterstützenden Fachplaner gleichzeitig mit uns beauftragt werden und das Projekt gut kennen. Jetzt steht erst einmal das obligatorische Verhandlungsverfahren nach VGV an. Der Bauherr wünscht sich einen Fertigstellungstermin bereits Ende 2019.

Erweiterung des Grundschulzentrums Am Dorfanger, Petershagen/Eggersdorf
Beschränkter Wettbewerb

Auslober/Bauherr: Gemeinde Petershagen/Eggersdorf, Petershagen/Eggersdorf
Betreuer: Gruppe Planwerk, Berlin

Jury
Prof. Anett Maud Joppien Vors. | Marcel Adam | Dr. Anke Schettler | Prof. Dr. Wolfgang Schuster | Babette Kämpfer

1. Preis
Architekt: huber staudt architekten bda, Berlin
Landschaftsarchitekt: Hager Partner AG, Zürich, Berlin
TGA-Fachplaner: Schimmel Beratende Ingenieure, Berlin, UnterföhringTragwerksplaner
WTM Enginers, Hamburg, Berlin, München

2. Preis
Architekt: GSAI Galandi Schirmer | Architekten + Ingenieure GmbH, Berlin
Landschaftsarchitekt: Höhn Landschaftsarchitektur, Potsdam
TGA-Fachplaner: EGU Energietechnik - Gebäudetechnik - Umwelttechnik GmbH, Berlin
Tragwerksplaner: ahw Ingenieure GmbH, Münster, Hamburg, Halle (Saale), Berlin

3. Preis
Architekt: Lehmann Architekten GmbH, Offenburg, Berli
Landschaftsarchitekt: w+p Landschaften, Hans-Jörg Wöhrle, Berlin, Schiltach
TGA-Fachplaner: IGF GmbH, Freiburg, Airport Frankfurt/Main
Tragwerksplaner: Ingenieurgruppe Bauen, Berlin, Karlsruhe, Mannheim, Freiburg

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