Strukturwandel im Pott

Ulf Meyer
22. März 2017
Der neue Elektronik-Großmarkt in Dortmund (Bild: Michael Rasche)

Mit dem Media-Markt-Neubau, der heute in Dortmund eröffnet wird, probiert der größte Elektrofachhändler Europas erstmals sein Glück mit Architektur. Zugleich fand hier ein ehemaliges Stahlarbeiter-Quartier ein städtebauliches Konzept, wie man die riesigen Parkplätze um solche Märkte herum vermeiden kann. Der Stadtteil Hörde gilt als «Modell des Strukturwandels». Das Quartier lag seit der Errichtung der Hermannshütte 1840 im Schatten des Stahl- und Hüttenwerks Phoenix. Im Jahr 1998 wurde der Hochofen stillgelegt und nach China abtransportiert und 2001 die Stahlproduktion eingestellt. Die Stadt machte aus einem Teil des Werksgeländes durch Flutung den «Phoenix-See». 

Der Neubau, entworfen von Nattler Architekten aus Essen, wirkt als Anker der örtlichen Einkaufsstraße. Der Elektronik-Fachmarkt hat seinen Haupteingang an der Faßstraße unweit der Seekante. Seine wellenförmige Fassade aus Streckmetall nimmt Bezug zum ehemaligen Stahlstandort und wirkt «geflochten wie ein Einkaufskorb». Die 2,5 x 1 m großen Paneele sind konvex und konkav gekrümmt und in neun Reihen horizontal geschichtet. Hinter den Fassaden können eine isolierte Wand, Beton oder Luft liegen. Das Haus hat keine Rückseite, geparkt wird über dem Markt. Die Glasfassade reflektiert ihre Umgebung und schafft so ein interessantes Vexierbild.

Weil der «Markt» keine Schaufenster hat, wurde die Erdgeschoss-Fassade mit von hinten bedruckten Gläsern verkleidet mit unscharfen Fotos von schemenhaften Figuren, die der Künstler Jörg Maxzin aus Augsburg gestaltet hat. «Als ich den Entwurf sah, war ich fasziniert von seiner Prägnanz, klaren Struktur und seinem frechen Auftritt, der dem Stadtteil Hörde ein neues Gesicht gibt», sagt Maxzin. Sein farbiger Digitaldruck hinter Glas bildet ein Panorama aus 56 Tafeln und ist mehr als 60 m lang. Die Figuren auf den Bildern seien Choreografien kleiner Figurinen auf einer Modellbühne im Atelier. Die bis zu 20 cm hohen Plastilin-Figuren wurden eigens für dieses Gebäude gestaltet.  

Wenn ein deutscher Einzelhandelskonzern, der bisher nur schnöde Blechkisten in Gewerbegebiete gestellt hat, erstmals architektonische und künstlerische Ambition wie beim Neubau von Nattler Architekten zeigt, ist das sehr erfreulich!
 

Bild: Michael Rasche
Bild: Michael Rasche

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