Spielen in Holz

Carsten Sauerbrei
20. August 2018
Der KiTa-Neubau befindet sich in einem durch meist 2-geschossige Ein- und Mehrfamilienhäuser geprägten Wohngebiet in München-Obergiesing. (Bild: Matthias Kestel)

Spätestens mit dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz hat auch der Bedarf an neuen Kindertagesstätten erheblich zugenommen. Daher wird allerorten neu oder angebaut. Dabei entstehen mittlerweile auch viele neue Gebäude hoher Architekturqualität. So auch in München-Obergiesing, wo der Münchner Architekt Manfred Stieglmeier für eine 3-gruppige Einrichtung für insgesamt 62 Kinder von 0 – 6 Jahren einen Neubau schuf, die einen traditionellen Baukörper mit zeitgenössischer Ästhetik und der großzügigen Verwendung des Naturbaustoffs Holz kombinierte.

Um den neuen Baukörper in das angrenzende Wohngebiet aus meist 2-geschossigen Ein- und Mehrfamilienhäusern einzufügen und um das umfangreiche Raumprogramm im knappen Bauraum unterzubringen, schlug Manfred Stieglmeier einen traditionellen giebelständigen Baukörper mit Satteldach vor. Die «archaische» Bauform, die den Kindern die Identifikation mit ihrem Haus erleichtert, verbindet Stieglmeier reizvoll mit zeitgemäßen Elementen wie dem asymmetrisch angeordneten Giebel, den versetzt platzierten Fenstern, minimalistischen Details und der Verkleidung nicht nur des Daches, sondern auch der traufseitigen Fassaden mit Aluminium-Rauten.

Die Aufenthaltsräume für die Kinder öffnen sich zum südlich angrenzenden Garten mit Spielplatz. (Bild: Matthias Kestel)

Die Giebelseiten des Holzhybridbaus ließ Manfred Stieglmeier mit einer profilierten, naturlasierten Fichtenholzschalung verkleiden, die schon einen Vorgeschmack auf das ebenfalls großzügig mit Holz gestaltete Gebäudeinnere gibt. Holz in großem Maßstab zu verwenden, habe sich nicht nur wegen dessen Eigenschaft als CO2-Speicher angeboten, sondern auch, «weil Holz ein warmes Material ist, mit dem Kinder eine hohe Vertrautheit verbinden», so Stieglmeier in einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung. Warme Farbtöne an den Wänden sowie eine lärmschluckende Deckenverkleidung aus Holzwolle-Leichtbauplatten sollen eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, führt er dort weiter aus.

Die Räume ordnete Stieglmeier entsprechend ihrer Funktion und Lage zum öffentlichen Raum bzw. zum Garten an. Auf der Nordseite, an der Straße befinden sich Umkleiden, Büros oder Lagerräume. Südlich ausgerichtet, in Richtung des großen Gartens platzierte er dagegen die für die Kinder wichtigen Spiel- und Schlafräume. Um eine flexible Nutzung oder auch spätere Umnutzung zu ermöglichen, fasste Stieglmeier Räume zu Clustern zusammen. So kann ein Ruheraum in der Mitte von den Kindern in zwei angrenzenden Gruppenräumen gemeinsam genutzt werden. Dass der Neubau die Werte der EnEV um 32 % unterschreitet, rundet den gelungenen Neubau schließlich ab.

Holz prägt auch den Innenausbau des Holzhybridgebäudes. (Bild: Matthias Kestel)

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