Schöner warten in Eisenach

Carsten Sauerbrei
30. Juni 2017
Klar und elegant-zeitgenössisch gestaltet präsentieren sich die Bussteige des neuen Eisenacher ZOB. (Bild: Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten BDA, Weimar)

Seit dem Jahr 2013 und der Liberalisierung des Fernverkehrsmarktes machen Fernbusse der Bahn Konkurrenz und die Fahrgastzahlen für dieses Verkehrsmittel vervielfachen sich. Viele Busbahnhöfe stammen jedoch noch aus der Zeit als diese höchstens im Regionalverkehr Bedeutung besaßen. Daher modernisieren nach und nach nun etliche Städte ihre Haltestellen und Servicegebäude. Auch im thüringischen Eisenach beschloss die Stadtverwaltung 2014 einen Neubau des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB), auch weil sich der alte direkt gegenüber des Stadtbahnhofs befand und damit auf einem Gelände, das unter dem Namen «Tor zur Stadt» komplett umgestaltet und neu bebaut werden soll.

Die markant Z-förmigen Überdachungen ermöglichen verschiedene Raumhöhen und bieten damit bestmöglichen Witterungsschutz. (Bild: Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten BDA, Weimar)

Antje Osterwold und Matthias Schmidt, Architekten und Partner im Weimarer Büro Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten BDA nahmen bereits 1994 als Studenten am Wettbewerb für das Projekt «Tor zur Stadt» teil und erhielten 20 Jahre später den Auftrag für den Neubau eines modernen und barrierefreien Busbahnhofs nur wenige Hundert Meter entfernt vom alten Standort. Für die Überdachungen der 17, Mitte Juni in Betrieb genommenen Bussteige wählten Schmidt und Kollegen mit den Z-Förmig verspringenden, auskragenden Dächern ein markant zeichenhaftes Motiv. Die Dachform ermöglicht unterschiedliche Höhen und Raumwirkungen und damit auch einen effektiven Witterungsschutz sowohl für Wartende als auch für Fahrgäste beim Ein- und Aussteigen.

Die Warteinsel zwischen den Bussteigen bietet eine hohe Aufenthaltsqualität. (Bild: Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten BDA, Weimar)

Zum dezidiert zeitgenössischen Erscheinungsbild der neuen Bussteige trägt nicht nur deren markante Überdachung bei. Auch die von OSTERWOLD°SCHMIDT gewählte Konstruktion und Materialität, eine mit hellen Aluminiumtafeln bekleidete, auf stählernen spiegelnden Säulen ruhende Stahlkonstruktion, die unterseitig transluzent mit Streckmetall verkleidet wurde, verleiht dem Ensemble ein modernes Antlitz.

Das neue, zweigeschossige Servicegebäude wird Ende Juli fertig gestellt und vermittelt mit einem «Bügel» zur angrenzenden, höheren Nachbarbebauung. (Bild: Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten BDA, Weimar)

Mit einer ähnlich elegant-zeitgenössischen Formensprache entwarfen OSTERWOLD°SCHMIDT auch das neue Servicegebäude mit WC und zusätzlichen Aufenthaltsräumen, das Ende Juli fertig gestellt wird. Bis dahin fehlen an dessen Fassade jedoch noch die Schilder mit dem gut zur Formensprache des ZOB passenden Zitat von Eisenachs berühmtesten Gast, Martin Luther: «Weißes erkennt man besser, wenn man Schwarzes dagegen hält.». Und auch Fahrgäste müssen sich noch mit der Warteinsel zwischen den Bussteigen begnügen, die aber mit ihrem hölzernen Bodenbelag, den Bäumen und Bänken mehr als nur einen Ersatz darstellt.

Modellfoto des neuen Zentralen Omnibusbahnhofs Eisenach. (Bild: Osterwold°Schmidt Exp!ander Architekten BDA, Weimar)

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