Speisen in der Sattelkammer

Neues Besucherbistro für Schloss Heidelberg

Carsten Sauerbrei
4. Mai 2017
Die zum Bistro umgebaute Sattelkammer und das Besucherzentrum von 2012 bilden ein Ensemble am Eingang des Schlosses Heidelberg. (Bild: Stefan Müller)

Zwischen Schlösser und Burgen und dem Architekten Max Dudler scheint eine wechselseitige Anziehung zu bestehen. Ist doch der Umgang mit dieser historischen Bautypologie ein wiederkehrendes Thema in seiner Architektur. Dabei versteht er es immer wieder, die Bauwerke sensibel und dennoch dezidiert zeitgenössisch umzubauen und zu sanieren, wie seine früheren Arbeiten für das Hambacher Schloss, die Sparrenburg in Bielefeld und auch das Schloss Heidelberg eindrucksvoll zeigen. 

Zwischen Sattelkammer und Besucherzentrum schafft eine neue Platzanlage eine gestalterische und funktionale Verbindung. (Bild: Stefan Müller)

Das Schloss Heidelberg zählt zu den beliebtesten Zielen von Touristen in Deutschland. Mit dem Umbau der Sattelkammer, die sich direkt neben dem 2012 eröffneten neuen Besucherzentrum befindet, hat Max Dudler einen weiteren wichtigen Baustein des Ensembles am Eingang zu Schloss und Garten fertiggestellt. Das Gebäude liegt auf einer Achse mit dem Torhaus, durch welches der Besucher den Schlosshof betritt. Durch die Anlage eines kleinen Platzes zwischen Sattelkammer und Besucherzentrum schafft Dudler eine funktionale und gestalterische Verbindung zwischen beiden Häusern. Die Sattelkammer befindet sich so wie auch das Besucherzentrum, für das Dudler den für Heidelberg typischen Neckartäler Sandstein verwendete, unmittelbar an einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stützmauer des Schlossgartens. 

Das Zusammenspiel von historischem Sandsteinmauerwerk, hölzerner Akustikwand und Möblierung sowie neuem Terrazzoboden und neuer Decke prägt das Besucherbistros in der einstigen Sattelkammer. (Bilder: Stefan Müller/Montage: Carsten Sauerbrei)

Auch die Sattelkammer selbst war wohl anfänglich ein Befestigungswerk und wurde nach dem Einsturz des Gewölbes im 18. Jahrhundert erst 1977-79 als Cafeteria für die Schlossbesucher wieder errichtet. Max Dudler befreite mit dem Umbau zum Bistro das Innere vollständig von den damaligen Einbauten und legte damit die eindrucksvollen Dimensionen des Raumes wieder frei. Alle Nebenfunktionen brachte er im turmartigen Anbau und in einer mit einer raumhohen Akustikwand aus Kirschholz verkleideten Nische in der rückwärtigen Mauer unter. Mit der Reduktion der Neugestaltung auf wenige Materialien – historisches Sandsteinmauerwerk, hölzerne Einbauten und Möblierung, einfacher Terrazzoboden – unterstreicht Max Dudler die würdevolle Einfachheit des rechteckigen Raumes. Zeitgenössische Gestaltungsakzente setzt er zusätzlich bei der wieder einmal sehr gelungenen Verbindung von Alt und Neu mit der Lamellenkonstruktion der Akustikwand, der schwarzen Akustikdecke, den großzügig verglasten Öffnungen sowie der neuen Beleuchtung.

Schon von Weitem erblickt der Besucher die umgebaute Sattelkammer; ebenso bietet auch der Ausblick aus dieser weite Perspektiven. (Bilder: Stefan Müller / Montage: Carsten Sauerbrei)

Andere Artikel in dieser Kategorie