Neu überdacht

Carsten Sauerbrei
11. Juni 2018
Das neue Dach des Bochumer ZOB nimmt Bezug auf die Architektur des Hauptbahnhofs. (Bild: Thomas Mayer)

Die Ruhrgebietsstadt Bochum genießt gemeinhin den Ruf, einen eher spröden Charme zu besitzen. Wer allerdings mit der Bahn nach Bochum reist, wird mit dem 1957 eröffneten Hauptbahnhof des Architekten Heinz Ruhl gleich nach dem Ausstieg von einem der bedeutendsten deutschen Bahnhofsneubauten der 1950er-Jahre empfangen. Dessen Vorplatz, der Kurt-Schumacher-Platz, gestaltete der Essener Architekt Heinrich Böll bereits im 2001 um, indem er unter anderem die Platzfläche zwischen Eingangshalle des Bahnhofs und Stadteingang mit einem rot gefärbten Bodenbelag versah und eine Fußgängerunterführung beseitigen ließ, um so den Hauptbahnhof wieder besser an die Bochumer Innenstadt anzubinden.

Der U-Bahn-Abgang und ein Pausenhaus für Busfahrer waren nicht Teil der Neugestaltung und erinnern an die Formensprache der 1980er-Jahre. (Bild: Thomas Mayer)

Als letzten Baustein der Neuplanung des Bochumer Bahnhofsvorplatzes realisierte Heinrich Böll eine neue Überdachung für den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), die Anfang des Jahres fertiggestellt wurde. Das neue ZOB-Dach soll, so Böll, zum gestalterischen Mittelpunkt des Platzes, dem beschwingt schmetterlingsförmigen Spannbetondach über der zentralen Eingangshalle des Hauptbahnhofes, nicht in Konkurrenz treten. Stattdessen zitiert er bei der Neugestaltung das expressive Flugdach, indem er das neue, blechverkleidete Dach mit einem umlaufenden Rahmen fasst, der zu den Außenkanten leicht ansteigt. Im Gegensatz zum früheren Dach, das aus mehreren tonnenartigen Dachwölbungen in Querrichtung zum Bussteig bestand, unterstreicht Heinrich Böll mit dem neuen Dach die Längsorientierung des ZOB und richtet diesen damit auch stärker am parallel dazu stehenden Bahnhofsgebäude aus.

 

Das mittige Lichtband wird lediglich von quergestellten, schmalen Schwertern unterbrochen. (Bild: Thomas Mayer)

Leicht wirkt die neue Überdachung dank des in der Mitte positionierten Lichtbandes, das nur durch quer zur Hauptrichtung der Öffnung verlaufende Schwerter unterteilt wird, und auch dank der schlanken Ausführung der tragenden Stahlstützen. Schmale Lichtleisten umrahmen das mittige Lichtband, sodass auch des Nachts Wirkung und Konzept der neuen, eleganten Überdachung sichtbar werden. Bestehende Elemente des ZOB aus den 1980er-Jahren wie ein Pausenhaus für Busfahrer und einen U-Bahn-Abgang integrierte Heinrich Böll bewusst in die Neugestaltung und das architektonisch heterogene Gesamtbild von Bahnhof und Kurt-Schuhmacher-Platz.

Schon 2001 gestaltete der Essener Architekt Heinrich Böll den Bahnhofsvorplatz neu. (Bild: Thomas Mayer)

Andere Artikel in dieser Kategorie