Modernes Mimikry

Carsten Sauerbrei
23. April 2018
Blick auf den modernisierten und erweiterten 1980er-Jahre-Anbau des Landratsamtes Tirschenreuth. (Bild: Brückner & Brückner)

In Zeiten von Rekonstruktion und Nachbau ist es nicht immer ganz einfach, die Entstehungszeit eines Gebäudes allein nach dem Augenschein zu bestimmen. Dass dies keineswegs ein neues Phänomen ist, zeigt ein Blick in die Architekturgeschichte. Auch bei der Erweiterung des Amtsgebäudes 1 des Landratsamtes Tirschenreuth bediente sich der Bauingenieur Klaus-Peter Brückner Anfang der 1980er-Jahre einer Formensprache, die sich im Äußeren stark am historischen Bestand orientierte.

Die Neugestaltung orientiert sich an der Architketur des Bestandes, setzt aber bei Typografie und Beleuchtung auch zeitgenössische Akzente. (Bild: Brückner & Brückner)

Seine Söhne Peter und Christian Brückner, Inhaber des Büros Brückner & Brückner, Tirschenreuth/Würzburg, knüpfen nun bei Modernisierung und Umbau des 80er-Jahre-Anbaus an dieses Konzept an. Sie benutzten aus diesem Grund bei der Erweiterung des bestehenden Eingangsvorbaus zu einem Arkadengang bzw. Fluchtbalkon eine ähnliche Formensprache wie schon ihr Vater. Mit moderner Typografie und neuem Beleuchtungskonzept setzen sie jedoch auch zeitgenössische Akzente.

Am Eingang empfangen ein Informationstresen und interaktive Bildschirme die Besucher. (Bild: Brückner & Brückner)

Im Gebäudeinneren sorgen LED-Lichtleisten und eine klare, zurückhaltende Formensprache für ein zeitgenössisches Erscheinungsbild. Erklärtes Ziel der Architekten war es, trotz Modernisierung den Charakter des Bestandes zu erhalten. Den schon im Äußeren verwendete, helle Flossenbürger Granit setzten Brückner & Brückner daher auch konsequent im Inneren ein und gaben ihm mit den neuen Einbauten in dunkel gebeizter Eiche bzw. Nussbaum sein gestalterisches Pendant. Einen wohltuenden Kontrapunkt dazu bildet die leicht und minimalistisch wirkende Beleuchtung der neu gestalteten Innenräume.

Die minimalistische Beleuchtung leitet die Besucher durch das Gebäude. (Bild: Brückner & Brückner)

Antworten auf persönliche Fragen erhalten Besucher nach Betreten des Gebäudes an der neuen Information oder auch an mehreren interaktiven Bildschirmen. Die LED-Beleuchtung in Flur und Treppenhaus ordneten Peter und Christian Brückner so an, dass sie Nutzer und Besucher des Gebäudes nach oben, in den neu gestalteten großen Sitzungssaal leiten. Hier ließen sie die fünf bestehenden Fenster an der Ostseite durch Fenstertüren ersetzen und schufen so einen direkten Ausgang zum neuen, auch für Veranstaltungen nutzbaren Balkon und zum ebenfalls neuen, zweiten Rettungsweg.

Im Sitzungssaal, wie auch in den anderen Innenräumen, fanden die Architekten ein Gleichgewicht zwischen zeitgenössischen und traditionellen Gestaltungselementen. (Bild: Brückner & Brückner)

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