Kuben in der Kokerei

Carsten Sauerbrei
4. Juli 2017
Der Kubus der Station 1 thematisiert die Vorgänge im Löschturm und soll in der Überarbeitung noch weiter in diesen hineingeschoben werden. (Bild: NEW GbR, Dortmund)

Wer denkt, nur typische Sehenswürdigkeiten wie der Kölner Dom, Schloss Neuschwanstein oder die Reichstagskuppel würden Besucher anlocken, der irrt. Auch das Erbe der deutschen Industriekultur wirkt anziehend. So besuchen mittlerweile über 1,5 Millionen Gäste pro Jahr das Gelände der Essener Zeche Zollverein, unter anderem deren einstige Kokerei.

Mit einem Ideenwettbewerb im Frühjahr dieses Jahres, an dem die Büros Kessler & Co., Modulorbeat, Yalla! Yalla!, Raumlabor und NEW GbR teilnahmen, sollten Entwürfe für fünf neue, witterungsunabhängige und «ausstellungstechnisch ausgestattete» Vermittlungsstationen gefunden werden. Indem diese innerhalb der Kokerei platziert werden und «für einen längeren Aufenthalt von Besuchergruppen geeignet» sind, ergänzen sie die bisherigen Stationen im Außenraum.

Der Kontrast zwischen schwarzer Stahlkonstruktion, transluzenter Hülle und weißer Beschriftung symbolisiert die hellen und dunklen Seiten des Kokereibetriebs. (Bild: NEW GbR, Dortmund)

Die Architekten des Dortmunder Büros NEW – ein Zusammenschluss der Architekten Ansgar und Benedikt Schulz mit ihren langjährigen Mitarbeitern am Lehrstuhl Baukonstruktion der TU Dortmund, Friedrich Keuthen und Michael Weichler – setzten sich mit ihrem Entwurf von kubischen, bis zu 6 m hohen, mit sandgestrahltem Industrieglas verkleideten Stahlskelettkonstruktionen gegen die Konkurrenz durch. Die Jury würdigte dabei, dass die «Konstruktion selbst (...) , wie bei der Kokerei, zum architektonischen Konzept der Einbauten» wird und das Industrieglas zwar «eindeutig neu in der Umgebung ist aber dennoch als zweideutige Interpretation des vorhandenen Bestands verstanden werden kann.»

Für die Station 5 «Nebenprodukte» wird das Industrieglas in die bestehende Tragstruktur eingefügt. (Bild: NEW GbR)

Um auf helle und dunkle Seiten des Kokereibetriebs zu verweisen, gestalteten NEW alle Stahlteile von Tragwerk und Hülle schwarz und platzierten weiße typografische Elemente auf der transluzenten Industrieglashülle. Einen weiteren Bezug zum Bestand stellen sie mit der vertikalen Struktur der Kuben her, deren Grundmodul von 1.35 Metern sich auf den Achsabstand der einstigen Ofenkammern bezieht. Die Jury sah bei den Wettbewerbsgewinnern für die sukzessive Realisierung der Kuben bis zum Jahr 2021 jedoch auch Überarbeitungsbedarf. So muss unter anderem die Station 1 durch Heranrücken stärker «zum Bestandteil des Bauwerks» werden.

Die Station 12 «Befüllungsvorgang» hält analog zum Füllwagen Abstand zu den Gleisen. (Bild: NEW GbR)

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