Neubau «Proteinzentrum Halle» von HENN

Forschung in Schwarz-weiß

Carsten Sauerbrei
9. Januar 2018
Harmonisch fügt sich das Proteinzentrum in die Topographie des Weinbergcampus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein. (Bild: HG Esch / HENN)

Zeitgenössische Neubauten, die der naturwissenschaftlichen Forschung dienen, ähneln im Inneren mit ihren Hochtechnologielaboren oft industriell genutzten Bauten. Im Äußeren spiegeln sie häufig ihre Funktion durch eine betont kühl-technizistische Formensprache wieder. An Forschungsstandorten besteht daher die Gefahr von Monotonie durch eine allzu homogene Formensprache. Anders stellt sich die Situation auf dem architektonisch heterogenen Weinbergcampus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg dar, dessen älteste, monumental-neoklassizistische Bauten ab 1934 entstanden und später durch Gebäude der Nachkriegsmoderne und Postmoderne ergänzt wurden.

Das gebäudehohe Foyer am Schnittpunkt der beiden Gebäuderiegel ermöglicht einen hohen Tageslichteinfall. (Bild: HG Esch / HENN)

Die Architekten des Münchner Büros HENN gewannen 2013 das geschlossene Wettbewerbsverfahren für den Neubau des Proteinzentrums mit ihrem Entwurf zweier langgestreckter Gebäuderiegel, die sie gegeneinander verschoben anordneten und damit einen Bezug sowohl zu dem Institut für Biochemie im Süden als auch der Mensa im Norden schufen. Im architektonisch heterogenen Umfeld haben die funktional und klar wirkenden Fassaden des vier- bis fünfgeschossigen Neubaus eine wohltuend beruhigende Wirkung und präsentieren sich mit ihrem starken Hell-Dunkel-Kontrast und ihrer zeitgenössisch-minimalistischen Formensprache dennoch identitätsstiftend.

Ein starker Hell-Dunkel-Kontrast prägen sowohl die Fassadengestaltung als auch das Erscheinungsbild von Treppenhaus und Mittelzone des Gebäudes.(Bild: HG Esch / HENN)

Die nach außen gerichteten Laborfassaden der beiden Riegel verkleideten HENN mit silbern-weißen, horizontal ausgerichteten Aluminiumlamellen. Im klaren Kontrast dazu gestalteten die Architekten die nach innen orientierten Bandfassaden der teils für Labore, teils für Büros genutzten Gebäudespangen als dunkle Glas-Metall-Fassaden mit glatter Oberfläche. An der Schnittstelle der beiden Bürospangen platzierten sie Haupteingang und Foyer, das mit seiner gebäudehohen, gläsernen Pfosten-Riegel-Fassade, einen hohen Tageslichteinfall ermöglicht.

Die kühl-funktionale Formensprache des Neubaus harmonisiert mit der hoch technisierten Ausstattung von Laboren und Büros. (Bild: HG Esch / HENN)

Die sich an das Foyer anschließende Mittelzone des Gebäudes mit dem alle Geschosse verbindenden Treppenhaus entwarfen HENN als kommunikativen Bereich, der durch die Angliederung der Teeküchen sowie Kopier- und Druckerräume Begegnungen zwischen Mitarbeitern der verschiedenen Forschungsteams fördert. Die klare Differenzierung der beiden Hauptfassaden übertrugen die Architekten mit dem in der Mittelzone deutlich sichtbaren Schwarz-Weiß-Kontrast auch auf das Innenraumkonzept. Dabei übernehmen die Räume der Mittelzone je nach Bedarf Büro- oder Laborfunktionen und können somit auch zukünftig flexibel den sich wandelnden räumlichen Anforderungen der Forschungsbereiche angepasst werden.

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