Der Zukunft zugewandt

Carsten Sauerbrei
16. Oktober 2017
Das Futurium in Berlin befindet sich zwischen Spree und S-Bahn-Trasse im Umfeld von Spreebogen und Humboldthafen. (Bild: Richter Musikowksi)

Offene, anonyme Wettbewerbe, in denen junge Architekten sich mit neuen Ideen gegen die etablierte Konkurrenz durchsetzen können, sind leider selten. 2012 gelang dies Christoph Richter und Jan Musikowski gleich mit ihrem ersten gemeinsamen Projekt, dem Futurium Berlin. In dem Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude, einem Projekt des Bundesbildungs- und -forschungsministeriums, sollen ab 2019 Zukunftsfragen unserer Gesellschaft thematisiert werden. Die Schlüsselübergabe fand jedoch schon vor einem Monat, Mitte September statt.

Als futuristische Whitebox präsentiert sich das Veranstaltungsforum im Erdgeschoss. (Bild: Schnepp Renou)

Innovativ und in die Zukunft weisend sollte das Gebäude erscheinen, so der Wunsch des Bauherrn. Richter Musikowski übersetzten diese Anforderung in eine Architektur, die mit High-Tech-Coolness, einer ästhetisch und räumlich höchst anspruchsvollen Gestaltung und gebäudetechnischen Pionierlösungen beeindruckt. Schon der skulptural kristallin wirkende Baukörper mit seinen schmetterlingsartigen Auffaltungen und die Fassade mit über 8000 Kassettenelementen aus Metall-Reflektoren und keramisch bedrucktem Gussglas verleiht dem Futurium eine beeindruckende visuelle Prägnanz im Umfeld von Spreebogen und Humboldthafen.

Im Ausstellungsobergeschoss ermöglichen Panoramafenster den Blick auf Kanzleramt und Bundestag. (Bild: Schnepp Renou)

Auch im Inneren erweist sich die Architektur des Gebäudenamens würdig. Das Veranstaltungsforum im Erdgeschoss zeigt sich als futuristische Whitebox mit akustisch aktiven Oberflächen und einer sensorgesteuerten Lichtdecke, die in Zusammenarbeit mit realities:united entstand. Als technizistische Blackbox aus dunkel eingefärbtem Sichtbeton und schwarzem Gussasphaltboden kommt das als Futurium Lab bezeichnete Untergeschoss daher. Im Ausstellungsbereich in der 1. Etage bringen die Panoramafenster den Besucher mit dem Blick auf die Umgebung in die Gegenwart zurück.

Das Futurium Lab im Untergeschoss kommt als düster elegante Blackbox daher. (Bild: Schnepp Renou)

Ob eine technikaffine Formensprache oder nicht doch eher eine naturnahe Gestaltung die aktuellen, globalen Herausforderungen adäquat abbildet, darüber mag man streiten. Das in Kooperation mit dem Büro Werner Sobeks entwickelte Nachhaltigkeitskonzept wird ihnen jedoch allemal gerecht. Den Status Niedrigstenergiegebäude und die Bewertung BNB-Gold erreichten die Planer unter anderem mit dem Einsatz von Paraffin als Latentwärmespeicher sowie dem Dach als Regenwasserschale und als Becken für das «solare Meer». Es bleibt zu hoffen, dass diese zukunftsfrohe Architektur den Direktor des Futuriums, Stefan Brandt bestärkt, sich mutig der drängenden globalen Zukunftsfragen anzunehmen.

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