Architektur ohne Kompromisse

Carsten Sauerbrei
12. Mai 2017
Der Schweizer Architekt Peter Zumthor erhält den diesjährigen Großen Preis des BDA. (Bild: Martin Mischkulnig)

Den großen BDA-Preis vergibt der Bund Deutscher Architekten bereits seit 50 Jahren jedes dritte Jahr für «bedeutende Leistungen auf dem Gebiet der Architektur und des Städtebaus». Der Schweizer Architekt Peter Zumthor reiht sich mit der diesjährigen Ehrung ein in eine illustre Gruppe von Architekten wie Hans Scharoun (1964), Günter Behnisch (1972) oder Oswald Mathias Ungers (1987), die prägend waren für Deutschlands Architekturentwicklung. Damit ist er abgesehen vom zum Zeitpunkt der Preisverleihung im Exil, in Chicago lebenden Ludwig Mies van der Rohe (1966) der erste ausländische Architekt, der ausgezeichnet wird. 

Die Jury würdigt Zumthors «konsequente Konzentration auf die Idee von Licht, Material und Raum», so wie hier bei der Bruder-Klaus- Feldkapelle. (Bild: seier+seier)

Mit der diesjährigen Ehrung Zumthors würdigte die Jury laut ihrer Begründung für die Preisvergabe, sein «herausragendes architektonisches Werk, das die Architektur wieder auf das „Urschaffen“ des Menschen zurückführt» Er stünde wie kaum ein zweiter zeitgenössischer Architekt zeichenhaft für das, was Bauen und Behausen ursprünglich bedeutet. Das ist aus Sicht der Jury, die «konsequente Konzentration auf die Idee von Licht, Material und Raum». In Deutschland werden diese Qualitäten von Zumthors Schaffen beispielhaft sichtbar an seinen 2007 fertiggestellten Bauten, dem Diözesanmuseum Kolumba in Köln mit seiner lichtdurchbrochenen Backsteinfassade und der Bruder-Klaus-Feldkapelle am Nordrand der Eifel mit ihrem Gegensatz von minimalistisch-zeitgenössischen Äußerem und rußgeschwärzt-archaischen Innerem. 

Das Kölner Diözesanmuseum Kolumba verkörpert neben dem Thermbald Vals und dem Kunsthaus Bregenz beispielhaft Peter Zumthors Haltung, so die Jury. (Bild: Innenhof Kolumba Köln by Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0)

Auch Zumthors «kompromisslose Künstlerpersönlichkeit», mit er sich frei mache von äußeren Zwängen und damit die vermeintlich alternativlosen Standards, Techniken und Abläufe des heutigen Baubetriebs für sich außer Kraft setze und anderen Architekten beim Streben nach Qualität den Rücken stärke, ist ein entscheidender Grund für die Preisvergabe, so die Jury. Dass dieser Haltung durchaus auch Risiken innewohnen, zeigen das Scheitern Zumthors 2004 mit seinem Entwurf für das Berliner Gelände der «Topographie des Terrors», wie auch die aktuellen Feuchteschäden in Köln. Dennoch wünscht man sich mehr von Zumthors Hartnäckigkeit im Baualltag Deutschlands und mehr Bauherren, die dieses Ringen um Qualität auch zu schätzen wissen. 

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