Hospizneubau in Berlin-Köpenick

Architektur des Abschieds

Carsten Sauerbrei
20. Oktober 2017
Auf dem waldreichen Parkgelände eines Krankenhauses im Südosten Berlins entstand der Hospizneubau. (Bild: Wolfgang Reiher)

Der Tod gehört genauso zum Leben wie die Geburt und dennoch wurde das Sterben in der Vergangenheit oft tabuisiert und fand in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder in der eigenen Wohnung im Verborgenen statt. Daher entstanden erst in den letzten Jahren vermehrt Räume und Gebäude, die eigens für die letzte Lebensstation von Menschen gestaltet wurden. Diese Aufgabe erfüllt auch das im Sommer eingeweihte «Hospiz Köpenick» der Berliner Architekten von «Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten». Zentrale Anforderungen an die Architektur von Hospizen sind dabei neben der Eignung für die Palliativpflege, vor allem Ruhe und Privatheit, aber auch Begegnungsmöglichkeiten und Räume für Angehörige und spirituelle Angebote, wie das Deutsche Architektenblatt in einem Fachbeitrag erläuterte.

Der Gemeinschaftraum mit Esstisch, Küche, Sitzgruppen und Sofa ist der Mittelpunkt des Gebäudes. (Bild: Wolfgang Reiher)

Dr. Alexander Gyalokay, projektleitender Architekt für den Hospizneubau betont im Interview anlässlich der Eröffnung, dass die Themen Gemeinschaft und Begegnung im Mittelpunkt seiner Entwurfsarbeit standen. Tritt man in das Gebäude ein, gelange man unmittelbar in einen großen, zentralen Wohnraum und Aufenthaltsraum mit Küche, gemeinsamen Essenstisch, aber auch verschiedenen Sitzgruppen und einem Sofa. Um diesen zentralen Ort und den begrünte Innenhof als geschützten Außenraum herum hätten er und seine Kollegen das Haus organisiert und die 16 Einzelzimmer angeordnet.

Der Innenhof ermöglicht einen geschützten Aufenthalt im Freien. (Bild: Wolfgang Reiher)

Nicht nur als Treffpunkt, auch als Rückzugsort dient das Hospiz. Um jedem Gast die Entscheidung über das jeweils benötigte Maß an Privatheit zu geben und gleichzeitig den direkten Kontakt zur waldreichen Umgebung zu ermöglichen, besitzen die Einbettzimmer jeweils eine eigene Terrasse mit beweglichen Elementen aus Holzlamellen. Im Zimmer selbst bieten ein Tisch, Stühle und ein Sofa auch die Möglichkeit für den Empfang und die Unterbringung von Familie und Freunden und damit abermals für Kontakt und Begegnung.

Die Einzelzimmer sind für die Palliativpflege geeignet und ermöglichen mit ihrer Möblierung auch Empfang und längeren Aufenthalt von Angehörigen. (Bild: Wolfgang Reiher)

Die lebendige Anmutung von Holz mache es zum idealen Material für diese Bauaufgabe, so die Architekten in ihrer Baubeschreibung. Das Gebäude planten sie daher in Holztafelbauweise mit tragenden Außen- und Innenwänden und setzten den Naturbaustoff auch großflächig im Innenausbau ein. Die klare Struktur des Hauses ohne lange Gänge und zweites Stockwerk und die Möglichkeit, an jeder Stelle im Gebäude hinauszusehen, sind weitere Bausteine der mit Ausnahme der Möblierung gelungenen Gebäudegestaltung, die zusätzlich zum Wohlbefinden der Sterbenden während ihrer letzten Lebensstation beitragen.

Andere Artikel in dieser Kategorie