Sonderausstellungen zum 90. Geburtstag

Architekt und Karikaturist

Carsten Sauerbrei
20. März 2018
Aufnahme Gustav Peichls am 12. Juni 2013 im Roten Salon des Wiener Rathauses. (Bild: Franz Johann Morgenbesser/CC BY-SA 2.0)

Als «klassisch modern», so empfindet Gustav Peichl laut einem aktuellen Bericht der österreichischen Tageszeitung Die Presse seine eigenen Bauten. Schaut man aber auf seine oft verspielte Architektursprache so ähnelt sie so gar nicht der strengen Geometrie von Protagonisten der Klassischen Moderne wie Mies van der Rohe oder Walter Gropius. Nahezu alle Bauten des in Wien geborenen, dort bei Clemens Holzmeister ausgebildeten und immer noch lebenden sowie arbeitenden Architekten ergänzen die auf Horizontale und Vertikale orientierte Moderne um Kreis- oder Pyramidenformen und brechen immer wieder aus der strikten Orientierung am 90-Grad-Winkel aus.

ORF-Landesstudio Tirol, Innsbruck, Gustav Peichl, 1969–1972 (Bild: MAK/Georg Mayer)

Das gilt schon für das 1965 errichtete Rehabilitationszentrum Meidling und mehr noch für die sechs Landesstudios des Österreichischen Rundfunk ORF (1968-1981), aber vor allem auch für Peichls deutsche Bauten, so die Phosphat-Eliminierungs-Anlage in Berlin (1980-85), den Erweiterungsbau des Städelmuseums in Frankfurt (1987-90), die Bundeskunsthalle in Bonn (1989-92) und nicht zuletzt auch für die Kindertagesstätte des Bundestages (1999) und das Neue Haus der Münchner Kammerspiele (2001). Gustav Peichl bedient sich beim Strukturalismus, der Postmoderne oder auch der High-Tech-Architektur für seinen mit Ironie und Spaß spielenden Stil, gleitet dabei jedoch nie in Kitsch ab.

Zeichnen und Bauen

Dass Humor in seinem Werk einen unverzichtbaren Bestandteil darstellt, beweist auch seine langjährige Tätigkeit als Karikaturist unter dem Pseudonym Ironimus für österreichische und deutsche Zeitungen. Diesen Teil seines Schaffens würdigt das 2001 eröffnete und ebenfalls von Peichl entworfene Karikaturmuseum in Krems seit dem 3. März mit einer Sonder-Ausstellung. Dem Humor in vom Architekten selbst ausgesuchten Beispielbauten nachzuspüren, ist ab dem 21. März in der Schau «Gustav Peichl. 15 Bauten zum 90sten» im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) möglich. Zum Schluss kann man Gustav Peichl nur noch eine möglichst gute Gesundheit für sein weiteres Leben wünschen und dass er sich noch lange an seiner Art, das Leben leicht zu nehmen, erfreuen möge.

Phosphateliminationsanlage (PEA), farbige Aufsicht des Gesamtgebäudes, Berlin-Tegel, Gustav Peichl, 1980–1985 (Bild: MAK/Georg Mayer)

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